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N A. B | Der lunisolare christliche Kalender |
Gliederung | |
Hinweis: Mit dem hier angesprochenen Themenkreis beschäftigen sich noch weitere Abschnitte auf dieser Seite. So werden in der Abhandlung: Das Datum des Osterfestes in einfacher Form die Regeln zur Bestimmung des Osterdatums erläutert, in: Das Kunstwerk des Lilius wird noch einmal ausführlicher auf die Reform von 1582 und den Beitrag, den Aloisius Lilius hierzu leistete eingegangen. Einzelne strittige Punkte werden in den: Thesen zum christlichen Kalender noch einmal ausführlicher besprochen. Weitere Abschnitte, die sich mit diesem Themenkreis beschäftigen, zeigt das Inhaltsverzeichnis. |
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Dem christliche Kirchenjahr liegen zwei grundsätzlich unterschiedliche Kalender zugrunde. Da ist zum einen das Sonnenjahr, an dem sich viele christlichen Feiertage orientieren. Im Römischen Reich und besonders in Kleinasien gab es zur Zeit des frühen Christentums eine Vielzahl von Kalendern mit unterschiedlichen Anfängen des Jahres und des Monats und verschiedenen Schaltfolgen. Ihnen allen lag eine Dauer des Jahres von 365 Tagen und sechs Stunden zugrunde, so dass immer auf drei Gemeinjahren ein Schaltjahr folgte. Durchgesetzt hat sich dann letztendlich der von Gaius Julius Caesar eingeführte sogenannte julianische Kalender.
Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi stehen nach der Bibel in engem zeitlichem Zusammenhang mit dem jüdischen Passah und so richteten sich die frühen Christen bei der Festlegung des Osterfestes und der von ihm abhängigen beweglichen Feiertage nach dem jüdischen Kalender. Dieser war wie viele Kalender der damaligen Zeit ein lunisolarer Kalender. Die Monate orientierten sich am tatsächlichen Mondlauf, die Jahre an dem Lauf der Sonne. Der Tag begann mit Sonnenuntergang, der Monat mit dem Neulicht, der ersten Sichtbarkeit der schmalen Mondsichel nach Neumond. Alle zwei oder drei Jahre wurde ein Schaltmonat eingefügt, um zu verhindern, dass die Monate sich gegen die Jahreszeiten verschieben. Entscheidend war zur Zeit Christi der Augenschein, insbesondere beim ersten Monat des Jahres, dem Frühlingsmonat Nisan. Obwohl die Aussagen der Bibel nicht unbedingt eindeutig sind, stimmen alle Christen darin überein, dass Jesus Christus am 14. Tag dieses ersten Monats Nisan, einem Freitag, gekreuzigt wurde. Der folgende Samstag war dann der erste Tag des jüdischen Passahs, Sonntag der 16. Nisan der Tag der Auferstehung.
Nach der Zerstörung Jerusalems im Jahre 70, spätestens jedoch nach der Niederwerfung des Aufstandes von Bar Kochba im Jahr 135, als die Einheit des Volkes Israel aufgehoben war und sich die Juden in der gesamten damals bekannten Welt neue Wohnsitze zu suchen mussten, konnte das einfache System der Zeugenaussagen nicht mehr beibehalten werden. Der jüdische Kalender geriet immer mehr in Unordnung und allmählich begannen die Juden, ihren Kalender zu berechnen. Ostern löste sich immer mehr von der jüdischen Passahberechnung, die Christen suchten ihren eigenen Weg, Mondkalender und Sonnenkalender in Einklang zu bringen. Man bediente sich hierbei der unterschiedlichsten Zyklen und Rechenmethoden. Die abweichenden Osterfeiern waren ein stetes Ärgernis für die Kirche[ 1 ].
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In der Reihe der Konzilien nimmt das Konzil von Nikäa im Jahre 325 eine herausragende Rolle ein. Oberstes Ziel dieser Versammlung war es, die Einheit der Christenheit zu sichern. Auch die Frage des Osterdatums war Gegenstand der Beratungen. Die Beschlüsse des Konzils bezüglich der Osterfrage sind nicht im Wortlauf überliefert, am ausführlichsten ist hier noch der Bericht von Eusebius[ 2 ]. Einiges von dem, was später unter Berufung auf dieses Konzil als notwendig für die Osterberechnung betrachtet wurde, stammt wohl aus späterer Zeit.
Es wurde bald herrschende Meinung, dass auf dem Konzil festgelegt wurde, dass Ostern immer an dem Sonntag zu feiern sei, der als erster dem 14. Nisan[ 3 ] folgt. Dabei war zu beachten, dass der 14. Nisan nie vor das Frühlingsäquinoktium fallen darf. Wichtiger als astronomische Genauigkeit war es, eine Regelung zu finden, die klar und eindeutig ist und die überall auf Erden leicht nachvollzogen werden kann. Daher konnte nur die Chronologie die Lösung dieses Problems bringen. Astronomische Berechnungen des Osterdatums schieden aus, sie wären die Quelle unendlicher Auseinandersetzungen geworden. Kleinere Abweichungen des Kalenders vom Lauf von Sonne und Mond wurden bewusst in Kauf genommen. Dies gilt übrigens auch für die Reform von 1582, wie Clavius ausführlich erläutert[ 4 ]. Die häufig geäusserte Meinung, das Konzil von Nikäa habe beschlossen, Ostern sei am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling zu feiern, ist daher irreführend, suggeriert diese Formulierung doch eine astronomische Berechnung. Richtig ist vielmehr, das der 14 Tag eines Monats, der mit Neulicht beginnt, häufig aber nicht immer der Tag des Vollmondes ist.
Exkurs: Neumond, Neulicht und Vollmond
Unter "Neumond" versteht man die Konjunktion von Sonne und Mond. Dieser Zeitpunkt, der unabhängig ist von einem Bezugspunkt auf Erden, kann nicht einfach vom Himmel abgelesen werden. Nur bei Finsternissen ist er genau zu bestimmen. Im Altertum verstand man daher unter "interlunarium" (griechisch: μεσοσεληνον) den Zeitraum, da der Mond nicht sichtbar ist, genauso wie "plenilunarium" (griechisch: πανσεληνον) die Vollmondzeit bezeichnet, nicht den genauen Zeitpunkt der Opposition von Sonne und Mond. Am Himmel ablesbar ist dagegen das Neulicht, "novilunium" (griechisch: νεομηνια), das erstmalige Auftauchen der schmalen Mondsichel am Abendhimmel nach der Neumondzeit, in der der Mond nicht sichtbar war. In der Regel müssen an diesem Abend bei Sonnenuntergang mindestens 20 Stunden nach Neumond verstrichen sein. Die Berechnung des Neulichtes ist ein durchaus nicht triviales Problem der Astronomie, das bis heute nicht befriedigend geklärt ist, vgl. hierzu auch die Anmerkungen zu dem Neuen Mond am Abendhimmel. In Mondkalendern, so früher im jüdischen Kalender und heute noch im Islam, beginnt jeder Monat mit dem Abend des Neulichtes, der Tag beginnt daher bei Sonnenuntergang. Ist nun ein Kalender wie zum Beispiel beim lunisolaren christlichen Kalender so ausgerichtet, dass der 14. Tag eines Monats der Tag des Vollmondes (plenilunium) ist, so ist der erste Tag dieses Monats der Tag des Neulichtes, nicht der Tag des Neumondes, der "conjunctio solis ac lunae". So wie jedoch im Deutschen Neumond doppeldeutig ist und häufig auch für das erste Erscheinen der Mondsichel nach der Opposition der beiden Gestirne verwendet wird, so ist auch der Gebrauch des Wortes novilunium bei den Komputisten nicht eindeutig, was zu mancher Verwirrung bei der Osterberechnung führte.
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Die Vorgaben des Konzils waren nun in einen Kalender umzusetzen. Alexandria war in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten ein Zentrum der Naturwissenschaften und der Astronomie. So verwundert es nicht, dass dort auch jene Osterrechnung entstand, die sich dann letztendlich durchsetzte. Damals fiel das Frühlingsäquinoktium auf den 21. März des julianischen Kalenders, gegen den 20. März tendierend. Die Alexandriner bestimmten den 21. März als Tag des Frühlingsbeginns und stellten dadurch sicher, dass der 14. Nisan nie vor das Äquinoktium rutschen kann.
Als nächstes galt es nun, Sonnenjahr und Mondjahr miteinander in Relation zu setzen. Hier griff man auf die seit dem Altertum bekannte Erkenntnis zurück, dass 19 Sonnenjahre (nahezu) gleich sind mit 235 synodischen Monaten, das sind 12 Gemeinjahre zu 12 Monaten und 7 Schaltjahre zu 13 Monaten. Das heisst also, dass alle 19 Jahre Neumond, Vollmond und jede andere Mondphase wieder auf das gleiche Datum im Sonnenkalender fallen. Dieser Zyklus von 19 Jahren wird in der Regel als der Zyklus des Meton bezeichnet nach einem griechischen Astronomen aus dem 5. Jahrhundert vor Christus[ 5 ].
Die Differenz zwischen Sonnen- und Mondjahr beträgt bekanntlich circa 11 Tage. Man stellte nun fest, dass im 1. Zyklusjahr der 14. Nisan auf den 5. April fällt. Im folgenden Jahr muss er dann 11 Tage früher liegen, also am 25. März. Ein Jahr darauf würde der 14. Nisan am 14. März liegen. Da dieses Datum vor dem Äquinoktium liegt, muss ein Schaltmonat von 30 Tagen eingeschoben werden, der 14. Nisan fällt nun auf den 13. April. Insgesamt gibt es also nur 19 Daten, auf die der 14. Nisan fallen kann, eine handliche kleine Liste:
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Für das jeweilige Zyklusjahr hat sich die Bezeichnung Goldene Zahl eingebürgt, vielleicht auch deshalb, weil in den Kalendern diese Zahl häufig mit Goldtinte geschrieben wurde.
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Bei allen Bestimmungen des Osterdatums spielen nun die Epakten eine grosse Rolle. Über sie ist viel gerätselt worden. Wie man aus der obigen Tabelle sieht, braucht man die Epakten nicht. Aus der Goldenen Zahl ergibt sich direkt das Datum des 14. Nisan ohne irgendwelche Umwege. Was sind aber Epakten wirklich und wozu wurden sie eingeführt.
Das Wort Epakte leitet sich ab von dem griechischen epagein (επαγειν) "hinzufügen, anhängen". Die "emerai epaktai" sind die Tage, die man an das Ende des Mondjahres anfügen muss, um zum Beginn des Sonnenjahres zu gelangen. So definiert es auch das Traktat De anno et ejus partibus im Missale Romanum, wo es heisst: "Epakta nihil aliud est, quam numerus dierum, quibus annus Solaris communis dierum 365. annum communem Lunarem dierum 354. superat". Die Epakte zeigte also die Differenz zwischen Sonnenjahr und Mondjahr in Tagen an. Um zu verstehen, warum sie von den alexandrinischen Astronomen eingeführt wurden, muss man sich vor Augen halten, dass - wie bereits oben angesprochen - damals, also im 4. Jahrhundert, im Nahen Osten und im Mittelmeerraum eine Vielzahl von Kalendern mit unterschiedlicher Epoche, unterschiedlicher Schaltung und unterschiedlichen Monatsanfängen gab. Um nun nicht für jede Region einen eigenen Kalender herausgeben zu müssen, ging man wohl diesen Umweg über die Epakten. In den verschiedenen Kalendern wurden die Epakten eingetragen, und so konnte jeder in seinem Kalender, wie dieser auch immer geschaltet sein mochte, die Festtage ablesen[ 6 ].
Die Epakten werden in der Regel mit römischen Ziffern geschrieben. Eine Epakte XXX kann es nicht geben, die Differenz zwischen Ende des Mondjahres und Beginn des Sonnenjahres kann nie 30 Tage sein, da in diesem Fall ein Schaltmonat eingeschoben worden wäre. Wohl aber kann es eine Epakte "Null" geben, nämlich dann, wenn Sonnenjahr und Mondjahr am gleichen Tag beginnen. Bei der alexandrinischen Osterrechnung ist dies der Fall in allen Jahren mit der Goldenen Zahl 1. Da nun die Römer kein Zeichen für die Null kannten, steht hierfür häufig ein Sternchen, also "Epakte * ", oder ausgeschrieben "epakta nulla".
Zur Verwirrung über den Begriff "Epakte" beigetragen haben mag, dass die Epakten zu unterschiedlichen Zwecken herangezogen werden. So findet sich im Kalender bei jedem Tag des Jahres eine Epakte verzeichnet. Sie zeigt an, dass in Jahren mit der entsprechenden Epakte an diesem Tag ein neuer Mondmonat beginnt, also dieser Tag als "luna I" bezeichnet werden kann. In den Ostertafeln hingegen steht die dort verzeichnete Epakte für den 14. Nisan oder "luna XIV paschalis" des entsprechenden Jahres.
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Ein weiterer wichtiger Begriff ist der bereits erwähnte Ausdruck "Luna", häufig missverständlich wiedergegeben als "Mondphase". Luna bezeichnet nichts anderes als den Tag im Mondmonat, es handelt sich um einen Begriff aus der Chronologie, nicht aus der Astronomie. Die Mondmonate haben keine eigenen Namen mehr, ausgenommen vielleicht der Frühlingsmonat, bei dem der Name Nisan noch in Erinnerung geblieben ist. Luna I, der erste Tag des Monats, ist der Tag des zyklischen Neulichts, Luna XIV der Tag des zyklischen Vollmondes. Der 14. Nisan wird regelmässig als Luna XIV paschalis oder Luna XIV primi mensis bezeichnet. Eine Luna "Null" kann es nicht geben, wie es auch keinen 0. März gibt, wohl aber eine Luna XXX.
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Bei der Berechnung des Ostertermins spielen auch die Wochentage eine Rolle. Um sie zu bestimmen, werden die sogenannten Sonntagsbuchstaben herangezogen. Jedes Jahr erhält einen Sonntagsbuchstaben, von "G" rückwärts gezählt bis "A", das Schaltjahr hat zwei Buchstaben, von denen der erste bis zum Schalttag im Februar gilt, der zweite für die Zeit von März bis Dezember. Nach 28 Jahren wiederholen sich die Sonntagsbuchstaben. Im Kalendarium steht nun beim 1. Januar der Buchstabe A, beim 2. Januar der Buchstabe B und so fort. Dieser Buchstabe zeigt an, dass in Jahren mit dem entsprechenden Sonntagsbuchstaben an diesem Tag Sonntag ist. Mit Hilfe der Goldenen Zahl (und/oder der Epakte) und des Sonntagsbuchstabens lässt sich für jedes Jahr das Osterdatum nach dem alten Stil bestimmen, entsprechende Tabellen sind und waren leicht zu erstellen.
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Die beabsichtigte Einheit in der Osterfeier erreichte das Konzil noch nicht. Zwischen dem Patriachen von Alexandria und dem Papst in Rom kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen in der Osterfrage, die zu unterschiedlichen Osterterminen in Alexandria und Rom führten. Sie finden sich auf dieser Liste der abweichenden Osterdaten. Es dauerte noch Jahrhunderte, bis sich die Berechnung der alexandrinischen Astronomen auch im Abendlande durchsetzte. Um 530 erstellte Dionysius Exiguus seine Ostertafeln, die auf den alexandrinischen Rechenregeln beruhten, und die später von Beda (672 - 735) als allgemeinverbindlich durchgesetzt wurde. Ab der Mitte des 8. Jahrhunderts war somit die Forderung des Konzils erfüllt, dass alle Christen Ostern zu gleicher Zeit feiern sollen.
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Im Laufe der Jahrhunderte verstiess die Osterrechnung der Alexandriner immer öfter gegen die Grundsätze des Konzils von Nikäa. Zum einen hatte sich das Frühlingsäquinoktium immer weiter vom 21. März entfernt und lag inzwischen beim 11. März. Dies hatte zur Folge, dass die Luna XIV paschalis häufig nicht mehr die erste Luna XIV nach Frühlingsbeginn war sondern bereits die zweite, Ostern also 4 Wochen zu spät gefeiert wurde. Allerdings war dies nur für Astronomen erkennbar. Gravierender war, dass Luna I nicht mehr auf den Tag des Neulichtes und Luna XIV nicht mehr auf den Tag des Vollmondes fiel, was jedermann am Himmel ablesen konnte. Über Jahrhunderte hinweg wurde die Notwendigkeit einer Reform des Kalenders diskutiert, mehrere Konzilien beschäftigten sich mit dieser Frage, so auch das Konzil von Trient (1545 - 1563), das in seiner letzten Sitzungsperiode beschloss, aus Zeitmangel keine eigene Entscheidung zu fällen sondern die ganze Angelegenheit dem Heiligen Stuhl zur Entscheidung zu übertragen. Der am 13. Mai 1572 zum Papst gewählte Gregor XIII. widmete sich intensiv dieser Frage und stellte nach ausgiebigen Beratungen drei Kriterien auf, die bei der Neugestaltung des Kalenders zu beachten seien: Zum einen sind das Sonnenjahr und das Mondjahr wieder so einzurichten, dass sie jeweils den Gegebenheiten zur Zeit des Konzils von Nikäa entsprechen. Zum zweiten ist ein Weg zu finden, der gewährleistet, dass in Zukunft keine neuen Korrekturen erforderlich seien. Zu allererst ist jedoch zu beachten, dass die althergebrachten kirchlichen Riten unversehrt blieben, dass also die Tradition möglichst gewahrt werde. Gerade an letzterem Punkt scheiterten die meisten der bisherigen Reformpläne.
Der Vorschlag eines gewissen Aloysius Lilius (siehe hierzu: Das Kunstwerk des Aloisius Lilius) erfüllte die vorgegebenen Kriterien jedoch offensichtlich in idealer Weise. Ihn machte eine vom Papst einberufene Kommission zur Grundlage der Verbesserung des Kalenders. Wie hierbei im Einzelnen vorgegangen wurde, wie dieser Kalender bis ins kleinste Detail durchdacht wurde, soll im folgenden aufgezeigt werden. Einiges davon wurde bereits an anderer Stelle erläutert. (siehe: Das Datum des Osterfestes). Zusammengefasst ist dieses Kunstwerk im Kalendarium, das jedem zugänglich zu Beginn eines jeden Missale Romanum oder Breviarium abgedruckt ist. Eine Abschrift können Sie hier sehen. Vorangestellt ist diesem Kalendarium das Traktat "De anno et ejus partibus", in dem eine nicht immer befriedigende Erklärung des neuen Kalenders gegeben wird. Eine deutsche Übersetzung finden sie hier.
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Als erstes machte man sich daran, das Sonnenjahr zu verbessern. Nach übereinstimmender Meinung führender Astronomen lag das Frühlingsäquinoktium inzwischen am 11. März. Die Kommission ging den einfachsten Weg und schlug vor, 10 Tage in der Zählung ausfallen zu lassen und zwar dergestalt, dass auf den 4. Oktober 1582 gleich der 15. Oktober folgen sollte. So wurde, wie es im Missale heisst, dieser Fehler, der sich über viele Jahrhunderte hinweg angesammelt hatte, in einem Augenblick korrigiert.
Um nun aber zu verhindern, dass in Zukunft erneut der Kalender vom Sonnenlauf abweicht, musste auch die bisherige Folge der Schalttage geändert werden. Inzwischen kannte man die Länge des tropischen Jahres einigermassen genau und man hatte ausgerechnet, dass circa alle 134 Jahre ein Schalttag auszulassen sei. Man einigte sich dann darauf, in 400 Jahren 3 Schalttage ausfallen zu lassen. Dies sollte in allen Jahrhunderten geschehen, die nicht ohne Rest durch 400 teilbar sind. Dadurch blieb die bisherige Schaltregel nahezu unangetastet, die Tradition war gewahrt.
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Auffallender als beim Sonnenjahr waren beim Mondjahr die Abweichungen zwischen dem Kalender und den astronomischen Erscheinungen. Luna I war schon lange nicht mehr der Tag des Neulichtes und der Vollmond fiel inzwischen auf Luna XVII oder Luna XVIII, wie jedermann bei Finsternissen am Himmel sehen konnte. Der Grund hierfür war, das der Meton'sche Zyklus eben nicht so genau war wie angenommen. 235 synodische Monate sind rund eine Stunde und 28 Minuten kürzer waren als 19 julianische Sonnenjahre. In 312 Jahren und sechs Monaten summiert sich dieser Fehlbetrag zu einem ganzen Tag. Als erstes erfolgte wiederum die Korrektur des bestehenden Abweichung, indem der Mondkalender um drei Tage gegen den Sonnenkalender verschoben wurde. Hierdurch fiel der Frühlingsvollmond wieder auf Luna XIV paschalis, der Fehler, der sich in Jahrhunderten angesammelt hatte wurde so mit einem Male beseitigt. Um für die Zukunft die neu entstehenden Abweichungen sofort auszugleichen hätte man circa alle 312 Jahre den Mondkalender erneut um einen Tag gegen den Sonnenkalender verschieben müssen. Um auch hier zu einer einfachen Regelung zu kommen beschloss man, beginnend mit 1800 alle 300 Jahre eine Verschiebung um einen Tag vorzunehmen bis zum Jahre 3900, dann erst wieder im Jahre 4300, um so in einem Zyklus von 2500 Jahren insgesamt acht mal das Mondjahr gegen das Sonnenjahr zu verschieben.
Sowohl die aequatio solaris wie auch die aequatio lunaris liess den Zyklus der Goldenen Zahlen wie auch den Zyklus der Wochentage unangetastet.
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Durch die Korrektur des Sonnen- und des Mondkalenders hatte man zum einen das Frühlingsäquinoktium dauerhaft auf den 21. März gesetzt, zum anderen Luna XIV paschalis wieder auf den Tag des Vollmondes gelegt. Der bisherige Osterzyklus wurde dadurch nachhaltig geändert. Bisher fiel in Jahren mit der Goldenen Zahl 1 die Luna XIV paschalis auf den 5. April. Durch die aequatio lunaris wurde Luna XIV auf den 2. April verlegt, dieser 2. April wurde dann durch die aequatio solaris zum 12. April erklärt. Die Auswirkungen auf den 14. Nisan in Jahren mit der Goldenen Zahl 1 zeigt die folgende Tabelle:
aequatio lunaris | aequatio solaris | 14. Nisan luna XIV |
|||
---|---|---|---|---|---|
bis 1582 | 5. April | ||||
ab 1582 | -3 | +10 | 12. April | ||
ab 1600 | 0 | 0 | 12. April | ||
ab 1700 | 0 | +1 | 13. April | ||
ab 1800 | -1 | +1 | 13. April | ||
ab 1900 | 0 | +1 | 14. April | ||
ab 2000 | 0 | 0 | 14. April | ||
ab 2100 | -1 | +1 | 14. April | ||
ab 2200 | 0 | +1 | 15. April | ||
u.s.w. |
Wie genau diese Reform gelungen ist, kann man mit Hilfe des Astronomischen Osterrechners erkennen, bei dem sowohl das Datum des zyklischen Vollmondes und des zyklischen Neulichts (also luna xiv paschalis und luna i paschalis) wie auch die Daten des astronomischen Vollmondes und Neumondes angezeigt werden. Näher eingegangen auf diese Frage wird in dem Artikel Zur Genauigkeit und Flexibilität des gregorianischen Kalenders.
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Aufgrund der soeben geschilderten säkularen Verschiebungen konnte der bisherige Zyklus der Goldenen Zahlen und Epakten nicht mehr aufrecht erhalten werden. Bisher war jeder Goldenen Zahl fest eine Epakte zugewiesen. Es gab 19 Goldene Zahlen und 19 Epakten. Nun aber gibt es 30 mögliche Epakten und eine eigene Tabelle zeigt an, in welchen Jahrhunderten welche 19 Epakten den entsprechenden Goldenen Zahlen zuzuordnen sind.
Wie sich die geschilderte Neuordnung des Kalenders auf die Osterberechnung auswirkt soll die folgende Tabelle noch einmal verdeutlichen. In der ersten Spalte findet sich das Datum für Luna XIV paschalis, den zyklischen Ostervollmond. In den beiden folgenden Spalten sind die Goldenen Zahlen und die Epakten der Alexandriner verzeichnet, die Spalten F bis I zeigen die Ordnung der Goldenen Zahlen nach Lilius für die der Reform folgenden Jahrhunderte. Deutlich ist die durch die neuen Schaltregeln bewirkte Verschiebung der Zahlen zu erkennen.
Tabelle 1 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
1. Spalte: Datum (für Luna XIV paschalis) 2. Spalte: Die Goldenen Zahlen der Alexandriner 3. Spalte: Die Epakten der Alexandriner (nur die rot gedruckten Epakten waren in Gebrauch) 4. Spalte: Die lilianischen Epakten 5. Spalte c: Die Goldenen Zahlen ab dem Jahre 1500 bis zur Korrektur des Sonnenjahres 6. Spalte D: Die Goldenen Zahlen für die Jahre 1583 - 1699 7. Spalte C: Die Goldenen Zahlen für die Jahre 1700 - 1899 8. Spalte B: Die Goldenen Zahlen für die Jahre 1900 - 2199 9. Spalte A: Die Goldenen Zahlen für die Jahre 2200 - 2299 und 2400 - 2499 |
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Im alten System brauchte man die Epakten nicht, und auch die neue Ordnung kommt ohne Epakten aus. Kennt man die Goldene Zahl kann man anhand obiger Tabelle für jedes Jahr ohne den Umweg über die Epakte zu nehmen Luna XIV paschalis bestimmen. Einen Überblick über die Goldenen Zahlen über viele Jahrtausende hinweg zeigt die Tabelle der Goldenen Zahlen und der Epakten.
Nun wurden die Epakten aber seit altersher als substantiell für die Osterrechnung empfunden. Sie wegzulassen wäre ein Verstoss gegen die Tradition gewesen. Allerdings wurden sie nun neu geordnet. Die alten Epakten der Alexandriner passten eher zum koptischen oder zum byzantinischen Kalender, kaum aber zum julianischen Stil. Es ist schwer verständlich zu machen, warum die Epakte im Herbst wechselte, der "Sitz" der Epakte hingegen der 23. März war. Ein Grund für die Einführung der Epakten mag wie eingangs erwähnt gewesen sein, dass es im 4. Jahrhundert eine Vielzahl verschiedener Kalender mit unterschiedlichen Jahresanfängen gab. Nun gibt es nur noch einen Kalender, den soeben erneuerten julianischen Kalender mit Jahresanfang am 1. Januar. Fängt auch das Mondjahr am 1. Januar an, ist die Epakte "Null". Fängt ein Mondmonat am 2. Januar an, sind vom Ende des letzten Mondjahres bis zum 1. Januar 29 Tage verstrichen. Man setzte daher im Kalendarium zum 1. Januar Epakte * , zum 2. Januar Epakte XXIX und gab so jedem Tag im Jahr die entsprechende Neulichtepakte, wobei sich Monate zu 30 Tagen und Monate zu 29 Tagen abwechseln. Hat nun der 1. Januar Epakte * , so fällt diese Epakte ebenfalls auf den 31. Januar, den 1. März und den 31. März. Ist in Jahren mit Epakte * am 31. März Tag des Neulichts, also Luna I, so liegt Luna XIV paschalis in diesem Jahr am 13. April. In den Ostertabellen musste die Reformkommission daher Epakte * auf den 13. April setzen. Mit den übrigen Tagen verfuhr sie genauso und so kommt die Spalte D in obiger Tabelle 1 zustande. Diese "lilianischen Epakten", benannt nach Aloysius Lilius, von dem die Idee dieser Neuordnung stammte, haben ihren festen Platz im Kalendarium und in den Ostertabellen während sich Relation der Goldenen Zahlen zu den Epakten mit den Jahrhunderten ändern.
Ein mathematischer Zufall ergibt sich noch. Rechnet man die Goldenen Zahlen zurück auf das 1. Jahrhundert, also auf die Zeit, in der Jesus Christus lebte, so kommt man auf die Vollmonddaten, die die Alexandriner ihrer Osterberechnung als dauerhaft zugrunde gelegte hatten. In der Tabelle der Goldenen Zahlen und der Epakten ist diese Spalte mit "x" gekennzeichnet.
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Ein Problem blieb noch zu lösen. Nach dem alten Stil war der späteste Ostertermin der 25. April. In Jahren mit der Goldenen Zahl 8 fiel bei Epakte XVII der 14. Nisan auf den 18. April. War dieser Tag ein Sonntag, war Ostern am 25. April. Nach der neuen Rechnung gab es aber 30 Epakten und somit 30 mögliche Termine für Luna XVI paschalis. Epakte XXIV würde auf den 19. April fallen und somit wäre in seltenen Fällen ein Ostersonntag am 26. April möglich. Astronomisch und chronologisch ist gegen einen solch späten Ostertermin nichts einzuwenden. Er würde wohl auch nicht gegen das Konzil von Nikäa verstossen, wohl aber gegen die Tradition. Da aber die Wahrung der Tradition nach dem in Abschnitt 4 der Bulle "Inter gravissimas" geäusserten Willen des Papstes die wichtigste Voraussetzung der Neugestaltung des Kalenders war (quod in primis hac in re curandum erat), musste verhindert werden, dass Luna XIV auf den 19. April fallen kann. Auch hier ging man wieder den einfachsten Weg, man legte zwei Epakten auf das gleiche Datum im Kalender, musste dann aber eine dieser Epakten aufteilen. Die endgültige Lösung dieses Problems sah dann folgendermassen aus: Fällt in der Tabelle der Goldenen Zahlen eine Zahl auf den 19. April, so muss man diese Zahl einfach um eine Stelle nach oben auf den 18. April verschieben. In der Spalte für die Jahre 1583 - 1699 rutscht so die Zahl 14 um eine Stelle nach oben. In den Jahren 1700 - 1899 ist keine Änderung notwendig. In der Spalte der Jahre 1900 - 2199 muss die Zahl 6 vom 19. April auf den 18. April weichen. Dort befindet sich aber bereits die Zahl 17. Dass innerhalb von 19 Jahren Luna XIV paschalis zweimal auf das gleiche Datum fällt, ist undenkbar, dies hätte dem Meton'schen Zyklus widersprochen. Daher muss die Zahl 17 ebenfalls um eine Stelle nach oben geschoben werden auf den freien Platz beim 17. April. Wenn jemand grundsätzlich damit einverstanden ist, dass zur Angleichung des Kalenders an den Lauf von Sonne und Mond sich die Goldenen Zahlen im Laufe der Jahrhunderte verschieben, kann er auch nichts gegen diese kleine Modifikation der Verschiebung einwenden.
Die obige Tabelle 1 muss daher folgendermassen geändert werden:
Tabelle 2 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
1. Spalte: Datum (für Luna XIV paschalis) 2. Spalte: Die lilianischen Epakten 3. Spalte D: Die Goldenen Zahlen für die Jahre 1583 - 1699 4. Spalte C: Die Goldenen Zahlen für die Jahre 1700 - 1899 5. Spalte B: Die Goldenen Zahlen für die Jahre 1900 - 2199 6. Spalte A: Die Goldenen Zahlen für die Jahre 2200 - 2299 und 2400 - 2499 alte Form: wie Tabelle 1 |
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neue Form: |
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Aber auch die Ordnung der Epakten musste durch die Kommission zur Neuordnung des Kalenders geändert werden. Im Gegensatz zu den Goldenen Zahlen konnte man die Epakten nicht einfach verschieben, jede hatte ihren festen Platz. Auf den 19. April fiel Epakte XXIV. Es gab keine andere Möglichkeit, als sie auf den 18. April zu legen. Dort befand sich aber Epakte XXV. Solange nicht beide Epakten in einem Zyklus auftreten, gibt es keine Probleme. Wenn aber, wie in den Jahren 1900 - 2199, im gleichen Zyklus sowohl Epakte XXIV wie auch Epakte XXV auftreten, müsste Epakte XXV eigentlich verschoben werden. Da dies aber nicht möglich ist, fand sich ein Ausweg darin, Epakte XXV aufzuteilen in Epakte 25, die auf den 17. April gelegt wurde und die alte Epakte XXV, die am 18. April blieb. Immer dann, wenn Epakte XXV und XXIV im gleichen Zyklus auftreten, ist Epakte 25 zu nehmen, ansonsten Epakte XXV.
Im Traktat De anno et ejus partibus heisst es, diese Aufspaltung von Epakte XXV geschah, damit die Sonnenjahre den Mondjahren besser entsprächen (ut anni lunares solaribus annis perfectius respondeant). War der Verfasser dieser Schrift bona fide, so war er zumindest ein schlechter Mathematiker und Astronom. Denn genau das Gegenteil ist der Fall. Es gibt mehr "paradoxe" Ostertermine, nicht weniger. Ein Ostertermin am 26. April ist astronomisch und chronologisch möglich und sinnvoll, wie zuletzt das Jahr 1982 zeigte. Damals fiel der erste Vollmond nach Frühlingsbeginn (bezogen auf Ortszeit Jerusalem) auf Sonntag, den 19. April. Es war wohl auch eher Zufall, dass die Rechnung der Alexandriner keine Luna XIV am 19. April vorsah, und so werden es sicher auch viele bedauern, dass zur Wahrung einer scheinbaren Tradition diese Manipulationen mit den Epakten XXIV und XXV notwendig wurden.
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Im Traktat "De anno et ejus partibus", das dem Kalendarium vorangestellt ist, finden sich Tabellen, aus denen die Relation der Goldenen Zahlen und der Epakten abgelesen werden kann. Für die Zeit ab 15 Oktober 1582 bis Ende 1699 galt folgende Tabelle:
Tabella Epaktarum respondentium Aureis numeris ab Idibus Octobris anni correctionis 1582 (detractis prius decem diebus) usque ad annum 1700 excl. Gold. Zahl
Epakte1.
I.2.
XII.3.
XXIII.4.
IV.5.
XV.6.
XXVI.7.
VII8.
XVIII.9.
XXIX.10.
X.11.
I.12.
XII.13.
XXIII.14.
IV.15.
XV.16.
XXVI.17.
VII.18.
XVIII.19.
XIX.
Die erste dieser Tabellen, die den Titel trägt: "Tabelle der Epakten, die entsprechen den Goldenen Zahlen vor der Korrektur des Kalenders" ist recht verwunderlich.
Tabella Epaktarum respondentium Aureis numeris ante Kalendarii correctionem Gold. Zahl
Epakte1.
XI.2.
XXII.3.
III.4.
XIV.5.
XXV.6.
VI.7.
XVII8.
XXVIII.9.
IX.10.
XX.11.
I.12.
XII.13.
XXIII.14.
IV.15.
XV.16.
XXVI.17.
VII.18.
XVIII.19.
XIX.
Wie auf den ersten Blick ersichtlich handelt es sich hier nicht um die alexandrinischen Epakten, die bis 1582 allgemein galten und über die bereits berichtet wurde. Vielmehr ist es eine Auflistung der neuen "lilianischen" Epakten, zurückgerechnet auf die Zeit vor 1582. Man kommt zu ihnen, wenn man von den neuen Epakten ausgeht, die "aequatio solaris", den Ausfall von 10 Tagen im Oktober, aber unberücksichtigt lässt. Als Beispiel seien die Jahre mit der Goldenen Zahl 1 betrachtet. Ursprünglich fiel hier der "Ostervollmond" (Luna XIV paschalis) auf den 5. April. Man hatte nun diese Luna XIV auf den 2. April verschoben und hier steht die neue ("lilianische") Epakte XI. Das heisst, vor der Korrektur des Sonnenjahres gehörte seit 1500 zu Jahren mit der Goldenen Zahl 1 die Epakte XI., nach der Korrektur und dem Ausfall von 10 Tagen die Epakte I. Anschaulich macht dies die Spalte c in obiger Tabelle 1.
Warum diese Tabelle überhaupt veröffentlicht wurde bleibt rätselhaft. Die Überschrift suggeriert, man habe es hier mit den alten Epakten zu tun. Jeder, der sich auch nur ein wenig mit Datierungen auskannte, konnte sofort sehen, dass dem nicht so ist. In unzählige Datumsangaben in Chroniken und auf Urkunden des Mittelalters bis 1582 ist die Epakte des jeweiligen Jahres angegeben, immer die alexandrinische, und diese Epaktentabelle im Missale stimmt damit eindeutig nicht überein. Die angegebene Begründung, die Epakte des ersten Jahres müssse XI sein, da um diese Zahl das gemeine Sonnenjahr das gemeine Mondjahr übertrifft, ist missverständlich bis falsch. Wie oben ausgeführt kann erst im zweiten Jahr die Epakte XI sein. All denen, die die bisherige Praxis kannten und die weiterhin die alexandrinische Epakte nutzen, musste dies als ein offensichtlicher Rechenfehler erscheinen und ihnen Argumente gegen die Reform liefern. Nur wenn man sich das originale Konzept des Lilius anschaut, macht diese Tabelle einen Sinn. Hierzu finde sich demnächst mehr in dem Artikel Das Kunstwerk des Aloisius Lilius.
Ähnlich verhält es sich auch mit der zu Ende der Abhandlung "De anno et ejus partibus" eingefügten Tafel Tabula Paschalis antiqua reformata, denn auch sie passt nicht so recht zu einer Erklärung des neuen Kalenders und ist missverständlich. Zwar finden sich hier korrekt die neuen Epakten, als Vollmondpakten zum jeweiligen Datum gesetzt, die dazugehörigen Goldenen Zahlen sind jedoch die der Alexandriner. Mit der folgenden "Tabula nova" lassen sich die beweglichen Feiertage leichter ablesen. Allerdings ist aus ihr nicht mehr das Datum von Luna XIV zu ermitteln. Der Vorteil der "Tabula antiqua" ist ferner, dass man mit ihr sowohl Ostern nach dem neuen Stil mit Hilfe der Epakten wie auch nach dem alten Stil mit Hilfe der Goldenen Zahlen ermitteln kann, man darf nur nicht Epakten und Goldene Zahlen miteinander in Relation setzen.
Sowohl die "Tabella Epaktarum respondentium Aureis numeris ante Kalendarii correctionem" wie auch die "Tabula Paschalis antiqua reformata" waren Zwischenabschnitte des Lilius und der Reformkommission gewesen bei der Erstellung des neuen Kalenders. Warum sie ins Missale aufgenommen wurden wird wohl immer ein Rätsel bleiben, denn nach Einführung des neuen Kalenders gaben sie keinen rechten Sinn mehr und konnten nur verwirren. Sie ermöglichen es allerdings, die Arbeitsweise des Lilius nachzuvollziehen.
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Zusammengefasst ist der neue Kalender im Kalendarium. Dieses ist gegliedert nach den Monaten des Sonnenjahres. Für jeden Tag wird das Datum in der Durchzählung der Tage im Monat, so wie es heute üblich ist, angegeben. Daneben steht das Datum in römischer Notierung, ferner der jeweilige Sonntagsbuchstabe. In einer weiteren Spalte ist schliesslich die Epakte für den betreffenden Tag verzeichnet. Wie bereits ausgeführt handelt es sich dabei um Neulichtepakten. Sie weisen auf den Monatsanfang im Mondkalender hin, das heisst, in Jahren mit der entsprechenden Epakte fällt auf diesen Tag Luna I. Auch jedes andere Datum im Mondkalender lässt sich dann durch einfaches Vor- oder Zurückzählen eindeutig bestimmen.
Um zu wissen, welche Epakte welchem Jahr zugeordnet ist, findet sich im Missale wie im Martyrologium jeweils eine "tabella temporaria" mit deren Hilfe für einen begrenzten Zeitraum für jedes Jahr die Goldene Zahl, die Epakte und gegebenenfalls auch die "littera martyrologii" gefunden werden kann. Auch ohne Tabellen lässt sich die Goldene Zahl leicht bestimmen. Das Jahr 1 a. Chr. n. hat die Goldene Zahl 2. Dividiert man also eine Jahreszahl durch 19 und addiert zu dem ganzzahligen Rest 1 hinzu, so erhält man die Goldene Zahl. Dies galt schon für die alte Osterberechnung, Lilius liess diesen Zyklus unangetastet, er verschob nur die Zuordnung der Epakten zu den Goldenen Zahlen.
Welche Epakten in welchen Jahrhunderten welchen Goldenen Zahlen zuzuordnen sind, kann man dieser Tabelle der Epakten entnehmen.
Für die Jahre 1900 bis 2199 ergibt sich dann der folgende Mondkalender, rote Zahlen kennzeichnen den Beginn eines "vollen "Monats mit 30 Tagen, blaue Zahlen zeigen den Beginn eines Monates mit 29 Tagen an:
Jahr | Epakte | J | F | M | A | M | J | J | A | S | O | N | D |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | XXIX | 2 | 1 | 2 | 1/30 | 30 | 28 | 28 | 26 | 25 | 24 | 23 | 22 |
2 | X | 21 | 19 | 21 | 19 | 19 | 17 | 17 | 15 | 14 | 13 | 12 | 11 |
3 | XXI | 10 | 8 | 10 | 8 | 8 | 6 | 6 | 4 | 3 | 2 | 1/30 | 30 |
4 | II | 29 | 27 | 29 | 27 | 27 | 25 | 25 | 23 | 22 | 21 | 20 | 19 |
5 | XIII | 18 | 16 | 18 | 16 | 16 | 14 | 14 | 12 | 11 | 10 | 9 | 8 |
6 | XXIV | 7 | 5 | 7 | 5 | 5 | 3 | 3 | 1/31 | 29 | 29 | 27 | 27 |
7 | V | 26 | 24 | 26 | 24 | 24 | 22 | 22 | 20 | 19 | 18 | 17 | 16 |
8 | XVI | 15 | 13 | 15 | 13 | 13 | 11 | 11 | 9 | 8 | 7 | 6 | 5 |
9 | XXVII | 4 | 3 | 4 | 3 | 2 | 1/30 | 30 | 28 | 27 | 26 | 25 | 24 |
10 | VIII | 23 | 21 | 23 | 21 | 21 | 19 | 19 | 17 | 16 | 15 | 14 | 13 |
11 | XIX | 12 | 10 | 12 | 10 | 10 | 8 | 8 | 6 | 5 | 4 | 3 | 2 |
12 | * | 1/31 | 1/31 | 29 | 29 | 27 | 27 | 25 | 24 | 23 | 22 | 21 | |
13 | XI | 20 | 18 | 20 | 18 | 18 | 16 | 16 | 14 | 13 | 12 | 11 | 10 |
14 | XXII | 9 | 7 | 9 | 7 | 7 | 5 | 5 | 3 | 2 | 1/31 | 29 | 29 |
15 | III | 28 | 26 | 28 | 26 | 26 | 24 | 24 | 22 | 21 | 20 | 19 | 18 |
16 | XIV | 17 | 15 | 17 | 15 | 15 | 13 | 13 | 11 | 10 | 9 | 8 | 7 |
17 | 25 | 6 | 4 | 6 | 4 | 4 | 2 | 2/31 | 30 | 28 | 28 | 26 | 26 |
18 | VI | 25 | 23 | 25 | 23 | 23 | 21 | 21 | 19 | 18 | 17 | 16 | 15 |
19 | XVII | 14 | 12 | 14 | 12 | 12 | 10 | 10 | 8 | 7 | 6 | 5 | 4 |
1 | XXIX | 2 | 1 | u.s.w. |
Diese Tabelle ist wie folgt zu lesen: Zu Jahren mit der Goldenen Zahl 1 gehört die Epakte XXIX. Der erste Mondmonat beginnt folglich am 2. Januar, die folgenden Monate dann am 1. Februar, 2. März, 1. April u.s.w. "Volle" Monate zu 30 Tagen (rot geschrieben) und "hohle" Monate zu 29 Tagen (blau geschrieben) wechseln sich ab. Monatsbeginn ist an all den Tagen, an denen im Kalendarium Epakte XXIX verzeichnet ist. Da es nun 30 Epakten gibt müssen in den Monaten mit 29 Tagen einmal zwei Epakten am gleichen Tag stehen. Welche Epakten man hierfür nimmt, ist eigentlich ohne Bedeutung, kommt doch jede Epakte im Laufe der Jahrhunderte einmal an den Anfang, einmal in die Mitte und einmal an des Ende eines Monates. Dass hierfür Epakte XXV und XXIV herangezogen wurde, hängt mit den Manipulationen zur Vermeidung eines Ostertermins am 26. April zusammen, auf die oben kurz eingegangen wurde (siehe auch: Das Datum des Osterfestes).
Die gewohnte Abfolge von Monaten zu 29 und 30 Tagen wird lediglich unterbrochen durch die Schaltmonate. Die ersten sechs Schaltmonate haben je 30 Tage, hier folgen also in der obigen Tabelle je zwei Monate mit 30 Tagen (rot gekennzeichnet) aufeinander. Der im Dezember beginnende Monat hat immer 30 Tage, ausgenommen beim siebten Schaltmonat, dem letzten Monat des gesamten Zyklus. Dieser zählt nur 29 Tage, um wieder auf das Ausgangsdatum zurückzukommen. Diese Unregelmässigkeit im Kalender wird gemeinhin als "saltus lunae", Mondsprung, bezeichnet.
Kennt man nun Luna I so kann man durch Abzählen auch jede andere Mondphase feststellen, wobei man natürlich vorwärts oder rückwärts zählen kann. Lediglich im Januar muss man aufpassen. Wie soeben gesagt haben die im Monat Januar endenden Monate immer 30 Tage, aus genommen im ersten Zyklusjahr. Beispiel: Das Jahr 2002 hat die Goldene Zahl 8 und die Epakte XVI. Im Januar steht XVI beim 15. Tag. Der 14. Januar hat also Luna 30, der 4. Januar Luna 20 u.s.w. Im Jahre 2014 mit der Goldenen Zahl 1 und Epakte XXIX gehört Luna 1 zum 2. Januar. Der 1. Januar hat wegen des saltus lunae nun aber Luna 29.
Die obige Tabelle verschiebt sich durch die Epaktensprünge im Laufe der Jahrhunderte. Ab dem Jahre 2200 wird in Jahren mit der Goldenen Zahl 1 der Beginn des ersten Mondmonats im Jahr am 3. Januar sein, alle anderen Daten werden sich ebenfalls um einen Tag verschieben. Erst nach 300.000 Jahren wird die dann gültige Tabelle wieder die hier gezeigte Form erreicht haben.
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Wie genau im Kalendarium auch alle Sonderfälle berücksichtigt werden zeigt eine Anmerkung am letzten Tag des Jahres. Neben der Epakte XX - rot in lateinischen Ziffern gedruckt - findet sich noch die Epakte 19 - schwarz in arabischen Ziffern gedruckt. In einer Anmerkung heisst es, dass diese Epakte 19 nur zu verwenden sei, wenn in einem Jahr die Goldene Zahl 19 und die Epakte XIX zusammentreffen.
Damit hat es folgende Bewandtnis: In Jahren mit Epakte XIX beginnt am 2. Dezember ein Mondmonat, der regelmässig 30 Tage dauert und der daher am 31. Dezember endet. Der folgende Monat beginnt dann am 1. Januar, auf ein Jahr mit Epakte XIX folgt ein Jahr mit Epakte *. Liegt dieses Jahr mit Epakte XIX jedoch am Ende des 19jährigen Zyklus, hat es also die Goldene Zahl 19, so handelt es sich bei diesem am 2. Dezember beginnenden Monat um den Schaltmonat, der wie oben beschrieben infolge des "saltus lunae" nur 29 Tage zählt und der daher bereits am 30. Dezember endet. Am 31. Dezember muss daher ein neuer Monat beginnen. Das folgende Jahr hat in diesem Falle Epakte I. Dieser Fall trat ein das letzte Mal im Jahre 1690 und wird das nächste Mal wieder eintreten im Jahre 8511. (Wie man das feststellen kann? Man kann es aus der bereits zitierten Tabelle der Epakten ablesen. Dieser Fall kann nämlich nur eintreten in Jahrhunderten, in denen die Gauss' sche Zahl "m" gleich 22 ist.)
Die folgende Tabelle zeigt diese Situation:
Jahr | Epakte | J | F | M | A | M | J | J | A | S | O | N | D |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
19 | XIX | 12 | 10 | 12 | 10 | 10 | 8 | 8 | 6 | 5 | 4 | 3 | 2/31 |
1 | I | 30 | 28 | 30 | u.s.w. |
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In einen 19 jährigen Zyklus fallen 4.75 Schalttage, die sich natürlich unregelmässig aufteilen. Der Schalttag kann daher im Kalendarium nicht erscheinen. Dies erklärt die juristisch etwas schwierige Regelung: Geschaltet wird im Monat Februar, der in Schaltjahren 29 Tage zählt. Der Schalttag ist der 24. Februar, nach römischer Zählung der Tag "Sexto Kalendas". Der ehemals 24. Januar wird zum 25. Tag. Beide Sonnentage sind jedoch juristisch und chronologisch als ein Datum zu verstehen, denn " man spricht zweimal von Sexto Kalendas, nämlich am 24. und am 25. Februar". Das Fest des Heiligen Apostel Mathias, das an diesem Tag liegt, ist am 25. Februar zu feiern.
Die folgende Tabelle soll das soeben Gesagte noch einmal verdeutlichen:
Gemeinjahr | Schaltjahr | |||||
---|---|---|---|---|---|---|
23. Februar | e | VII a. Kal. Mart. | 23. Februar | e | VII a. Kal. Mart. | |
24. Februar | f | VI a. Kal. Mart. | 24. Februar 25. Februar | f f | VI a. Kal. Mart. | |
25. Februar | g | V a. Kal. Mart. | 26. Februar | g | V a. Kal. Mart. | |
26. Februar | A | IV a. Kal. Mart. | 27. Februar | A | IV a. Kal. Mart. | |
27. Februar | b | III a. Kal. Mart. | 28. Februar | b | III Kal. Mart. | |
28. Februar | c | pridie Kal. Mart. | 29. Februar | c | pridie Kal. Mart. | |
1. März | d | Kal. Martii | 1. März | d | Kal. Martii |
Einiges zu dieser Frage findet sich auch in dem Abschnitt Der Schalttag.
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Bei der Rezitation des Martyrologium während der Liturgia Horarum wird vor der Erwähnung der Heiligen und Seligen des Tages sowohl das Datum nach dem Sonnenjahr(etwa am 4. 1.: Pridie Nonas ianuarii) wie auch das Datum im Mondjahr (etwa am 4. 2. 2002: Luna vicesima) vorgesungen oder vorgetragen. Eine Ermittlung der Luna aus dem Kalendarium des Missale in der oben geschilderten Art wäre umständlich und fehlerbehaftet. Dem Martyrologium sind daher eigene Tafeln beigefügt, mit deren Hilfe die Stellung eines Tages im Mondmonat leicht abgelesen werden kann.
In der Einleitung des Martyrologiums ist eine Tabelle abgedruckt, in der jeder Epakte ein Buchstabe, die "littera martyrologii", zugewiesen wird, beginnend mit a für die Epakte I. Da es 30 Epakten gibt, das Alphabet aber nicht soviele Buchstaben besitzt, wird unterschieden in kleingeschriebene und grossgeschriebene Buchstaben. Der Buchstabe F, der für Epakte XXV / 25 steht, findet sich zweimal, einmal rot und einmal schwarz geschrieben. Ist die Goldene Zahl grösser als 11, ist der schwarz gedruckte Buchstaben F zu verwenden, ansonsten das rot geschriebene F.
Diese Tabelle sieht folgendermassen aus:
a I |
b II |
c III |
d IV |
e V |
f VI |
g VII |
h VIII |
i IX |
k XI |
l XII |
m XII |
n XII |
p XIV |
q XV |
r XVI |
s XVII |
t XVIII |
u XIV |
A XX |
B XXI |
C XXII |
D XXIII |
E XXIV |
F/F XXV |
G XXVI |
H XXVII |
M XXXVII |
N XXIX |
P * |
Bei jedem Tag im Martyrologium findet sich vor der Nennung der Heiligen und Seligen eines Tages eine Tabelle, in der für jede "littera" der entsprechende Tag im Mondmonat verzeichnet ist. Als Beispiel seien hier die ersten vier Tage des Jahres abgebildet:
1. Januar: | |||||||||||||||
a 2 |
b 3 |
c 4 |
d 5 |
e 6 |
f 7 |
g 8 |
h 9 |
i 10 |
k 11 |
l 12 |
m 13 |
n 14 |
p 15 |
q 16 |
|
r 17 |
s 18 |
t 19 |
u 20 |
A 21 |
B 22 |
C 23 |
D 24 |
E 25 |
F 26 |
F 26 |
G 27 |
H 28 |
M 29 |
N 30 |
P 1 |
2. Januar: | |||||||||||||||
a 3 |
b 4 |
c 5 |
d 6 |
e 7 |
f 8 |
g 9 |
h 10 |
i 11 |
k 12 |
l 13 |
m 14 |
n 15 |
p 16 |
q 17 |
|
r 18 |
s 19 |
t 20 |
u 21 |
A 22 |
B 23 |
C 24 |
D 25 |
E 26 |
F 27 |
F 27 |
G 28 |
H 29 |
M 30 |
N 1 |
P 2 |
3. Januar: | |||||||||||||||
a 4 |
b 5 |
c 6 |
d 7 |
e 8 |
f 9 |
g 10 |
h 11 |
i 12 |
k 16 |
l 14 |
m 15 |
n 16 |
p 17 |
q 18 |
|
r 19 |
s 20 |
t 21 |
u 22 |
A 23 |
B 24 |
C 25 |
D 26 |
E 27 |
F 28 |
F 28 |
G 29 |
H 30 |
M 1 |
N 2 |
P 3 |
4. Januar: | |||||||||||||||
a 5 |
b 6 |
c 7 |
d 8 |
e 9 |
f 10 |
g 11 |
h 12 |
i 13 |
k 14 |
l 15 |
m 16 |
n 17 |
p 18 |
q 19 |
|
r 20 |
s 21 |
t 22 |
u 23 |
A 24 |
B 25 |
C 26 |
D 27 |
E 28 |
F 29 |
F 29 |
G 30 |
H 1 |
M 2 |
N 3 |
P 4 |
Die Herkunft dieser Tabellen ist einfach zu erklären. Sie sind nicht anderes als eine Umformung der Daten aus dem Kalendarium. Als Beispiel sei der 4. Januar genommen. Im Kalendarium ist dort Epakte XXVII verzeichnet. In Jahren mit Epakte XXVII beginnt daher am 4. Januar ein neuer Mondmonat, auf diesen Tag fällt dann Luna I. Die genannte Tabelle muss nun so eingerichtet werden, dass zu der littera "H", die Epakte XXVII entspricht, Luna 1 gelegt wird. Die restliche Tabelle ergibt sich dann von alleine. So wir nun mit allen Tagen des Jahres verfahren.
Die Ermittlung der Luna im Martyrologium ist nun nicht mehr schwer: Als erstes muss man die Epakte des entsprechenden Jahres ermitteln. Aus ihr ergibt sich die littera martyrologii. Geht man dann zur Tabelle eines bestimmten Tages, so findet man unter dem entsprechenden Buchstaben die Luna dieses Tages.
Beispiel: Zum Jahr 2002 gehört die Epakte XVI, der wiederum die littera martytologii "r" entspricht. Demzufolge gehört zum 4. 1. 2002 die "luna vicesima"
Eine Besonderheit ist noch zu beachten. Wie oben ausgeführt haben die im Dezember beginnenden und im Januar endenden Monate immer 30 Tage, ausgenommen beim Übergang vom letzten Zyklusjahr zu einem Jahr mit der Goldenen Zahl 1. Daher ist in diesem Fall das aus der Tagestabelle gefundene Mondalter um 1 zu reduzieren. Da in den Jahren 1900 bis 2199 wie oben gezeigt das Mondjahr bereits mir dem 2. Januar beginnt, ist derzeit von dieser Ausnahme nur der 1. Januar betroffen. Nur an diesem Tag ist bei Jahren mit der Goldenen Zahl 1 die gefundene Luna um 1 zu reduzieren.
Beispiel: Das Jahr 2013 hat die Goldene Zahl 19, die Epakte XVII und somit die littera "s". Der 1. 1. 2013 hat daher Luna 18. Das Jahr 2014 hat die Goldene Zahl 1, die Epakte XXIX und die littere"N". Unter "N" findet sich beim 1. Januar Luna 30. Infolge des "saltus lunae" ist diese Zahl jedoch um 1 zu reduzieren, und Luna XXIX zu rezitieren.
Da jeder Littera genau eine Epakte entspricht, könnte man für die Tabellen im Martyrologium auch direkt die Epakten heranziehen. Der gewählte Weg verspricht jedoch grössere Klarheit auch für Laien, die in den Feinheiten des Computus nicht so bewandert sind.
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Papst Gregor XII wollte bei der Neuordnung des Kalenders die Bestimmungen des Konzils von Nikäa penibel einhalten, damit auch nichtkatholische Christen die Reform annehmen können. Es ging darum, den alten Kalender wiederherzustellen, ihn so zu verbessern, dass er den Bewegungen von Sonne und Mond genauer entspricht und die aufgelaufenen Fehler zu korrigieren. Nirgendwo in den Quellen ist daher von einer "reformatio calendarii" die Rede, immer nur von einer "restitutio", "emendatio" oder "correctio". Gregor XIII. ging sicher davon aus, dass die Neuordnung des Kalenders von allen Christen, die sich zum Konzil von Nikäa bekennen, sofort angenommen werden könne.
Dass dem nicht so war, dafür gibt es eine Reihe von Gründen. Da ist der Wortlauf der Bulle "Inter gravissimas" selbst zu nennen. Bereits im ersten Satz beruft sich Gregor auf das Konzil von Trient und auf seine päpstliche Autorität. Bei den evangelischen Ständen musste dies wie ein rotes Tuch wirken, erweckten diese Formulierungen doch den Anschein, als hätten sie alle ohne jede Diskussion dem Willen des Papstes zu beugen. Aber auch die katholischen Länder konnten die Reform nicht sofort übernehmen, da man es einfach versäumt hatte, eine ausreichende Zahl von Exemplaren des neuen Kalenders zu drucken. Eine ähnliche Panne ereignete sich auch beim Neudruck des von Gregor reformierten Martyrologiums, das dem Papst sehr am Herzen lag und das auch in der zitierten Bulle von 1582 erwähnt wird. Die ersten beiden Ausgaben von 1582 und 1583 mussten wegen zahlreicher Druckfehler zurückgezogen werden.
Noch schwerwiegender war jedoch, dass keine ausreichende Darstellung und Begründung der Neuordnung des Kalenders gegeben wurde. Die älteste Erläuterung zur Reform ist das bereits häufig zitierte Traktat De anno et ejus partibus. Es ist eine zusammenfassende Darstellung der "canones", in denen die Reformkommission ihre Ergebnisse zusammengefasst hatte und die der Bulle beigelegt waren. Zwar wird hierin die neue Schaltregel des Sonnenjahres dargelegt, bezüglich der Verschiebung der Goldenen Zahlen und der Epakten findet sich jedoch nur ein Hinweis auf eine bevorstehende Veröffentlichung, die dann niemals erschienen ist. So ist es nicht verwunderlich, dass die hervorragensten nichtkatholischen Wissenschaftler sich scharf gegen die Reform wandten. An erster Stelle zu nennen ist hier Mästlin, der Lehrer und Förderer von Johannes Keppler. Auch der Begründer der modernen Chronologie Joseph Justus Scaliger lehnte den neuen Kalender strikt ab, offensichtlich auch deshalb, weil das von ihm soeben entwickelte "Julianische Datum" auf einem Osterzyklus von 532 Jahren basierte.
Erst im Jahre 1603, also mehr als 20 Jahre nach der Reform, veröffentlichte der aus Bamberg stammende Jesuit Christopher Clavius seine "Romani calendarii a Gregorio XIII restituti explicatio". Clavius war Mitglied der Reformkommission und war führend bei der Schlussredaktion. Auch seine Gegner schätzten ihn als einen der herausragenden Mathematiker seiner Zeit. In seiner Erläuterung des neuen Kalenders legte er in aller Ausführlichkeit die gesamte Geschichte und Entwicklung der Reform dar und begründete jeden Schritt so ausführlich mit zahllosen Zitaten, dass unter diesem Wust an Gelehrsamkeit die Grundsätze der Reform eher verborgen denn klargelegt wurden.
Dem genialen Mathematiker Carl Friedrich Gauss war es vorbehalten in seinen erstmals 1800 veröffentlichten Osterformeln diese ganze Frage in einigen wenigen Zeilen zusammmenzufassen und so die Einfachheit und Klarheit der Osterberechnung und der Ideen des Aloisius Lilius aufzuzeigen.
Es ist zu bedauern, dass der Neuordnung des Kalenders wegen all dieser Pannen die allgemeine Anerkennung versagt blieb und damit diese Reform zu einer erneuten Spaltung der Christenheit in der Osterfrage führte, die bis heute nicht überwunden ist.
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[ 1 ] Sehr ausführlich wird der frühchristliche Osterkalender dargestellt bei Strobel (1977), leider ohne Abkürzungs- und Literaturverzeichnis.
[ 2 ]Eine deutsche Übersetzung der entsprechenden Stellen aus der Schrift "Über das Osterfest" von Eusebius bei Strobel (1977) Seite 24 ff.
[ 3] Im christlichen Osterkalender erhalten die Monate keinen Namen mehr. Der Jahrestag des 14. Nisan wird nun bezeichnet als "luna xiv primi mensis" oder einfach als "luna xiv paschalis". Dennoch soll der Klarheit halber die Bezeichnung 14. Nisan hier weiter verwendet werden, wie häufig in der Sekundärliteratur. Eine Verwechslung mit dem jüdischen Kalender dürfte in diesem Zusammenhang kaum gegeben sein.
[ 4 ] Christopher Clavius: Romani calendarii a Gregorio XII restituti explicatio, Roma 1603. Die entsprechenden Passagen finden sich im Internet unter: hhttp://henk-reints.nl/cal/audette/explic.html
[ 5 ] Vergleiche hierzu auch die Anmerkung: Meton oder Kallipppos? Welcher Zyklus liegt der Osterberechnung zugrunde?
[ 6 ] Ginzel (1914) führt in Band III, Seite 1 - 54 diese Zeitrechnungen auf.
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