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N A. B | Die Schaltjahre im iranischen Kalender |
Inhalt | In dem Artikel Iranische Zeitrechnungen wurde bereits auf die Frage eingegangen, wie im heutigen iranischen Kalender und in seinem Vorgänger, dem Kalender des Dschelal ad Din Malik Schah, der Jahresanfang bestimmt wird. Da sich sowohl in der gedruckten Literatur wie auch im Internet die widersprüchlichsten Angaben bezüglich dieser Frage finden, soll hier diese Problematik noch einmal eigens behandelt werden. |
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Mit der Eroberung des Irans durch islamische Heerscharen wurde in diesem Lande die islamische Zeitrechnung Grundlage der meisten offiziellen Datierungen. Daneben hielt sich in einzelnen Bereichen, insbesondere bei der Festlegung der Steuertermine noch der traditionelle altiranische Kalender. Ihm liegt ein Sonnenjahr von 365 Tagen ohne jegliche Schaltung zugrunde. In den Jahren 1004 bis 1007 nach Christus fiel der Jahresanfang mit dem Tag des Frühlingsbeginns zusammen, verschob sich dann aber infolge der fehlenden Schaltjahre wieder circa alle vier Jahre um einen Tag. Zur Zeit des Regierungsantritts des Seldschukenherrschers Dschelal ad Din Malik Schah (1073 - 1092) lag der Neujahrstag bereits auf dem 26. Februar (julianisch), also rund 17 Tage vor dem Beginn des Frühlings. Da Steuertermine in Zusammenhang mit den Zeitpunkten der Ernte stehen und diese wiederum abhängig sind von den Jahreszeiten, war diese Verschiebung der Termine Quelle eines steten Ärgernisses.
Sultan Malik Schah und sein Wezir Nizam al Mulk, wohl einer der grössten Staatsmänner, den der Iran je hervorgebracht hatte, gaben den Anstoss zu einer Reform des Kalenders. In seinen Schilderungen der Ereignisse des Jahres 467 (August 1074 bis August 1075 nach Christus) berichtet der Geschichtsschreiber Ibn Athir:
"In diesem Jahr riefen Nizam al Mulk und Sultan Malik Schah eine Versammlung führender Astronomen ein, damit diese den Jahresanfang auf den Anfang des Widders dauerhaft festlegten. Vorher lag der Neujahrstag mitten im Zeichen der Fische. Dieser Akt des Sultans wurde zum Ausgangspunkt der Kalender. Im gleichen Jahr wurde ein Observatorium für Malik Schah eingerichtet. Eine Anzahl grosser Astronomen nahmen an diesem Werk teil, darunter unter anderem Omar ibn Ibrahim Chayyam, Abu'l Muzzafar Isfazari und Maimun ibn Nadschib Wasiti. [ 1 ]"
Weitere Mitglieder waren Abd ar Rahman Chazini, Muhammad ibn Ahmad al Ma'rufi [ al Mamuri ?] al Bayhaqi und Hakim Abu'l Abbas Fazl ibn Muhammad al Lawkari. Insgesamt gehörten dieser Kommission acht Wissenschaftler an.[ 2 ]
Die Vorgabe für die Kalenderreform stammten also vom Herrscher selbst oder von seinem Wezir: Jedes Jahr solle beginnen mit dem Tag des Frühlingsäquinoktiums. Nähere Angaben gab es nicht. Aufgabe der Astronomen war es, eine Methode zu erarbeiten, mit der der Neujahrstag für alle Zukunft ermittelt werden kann.
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, den Beginn eines Sonnenjahres zu definieren. In "astronomischen" Kalendern beginnt das Jahr in dem Augenblick, in dem die Sonne einen bestimmten Punkt am Himmel erreicht. Im iranischen Kalender ist dies der Frühlingspunkt, der Schnittpunkt von Himmelsäquator und Ekliptik. Dieser Moment ist nur durch astronomische Beobachtungen und Berechnungen zu bestimmen. Der Tag, an dem dieses Ereignis stattfindet, ist dann der erste Tag des neuen Jahres. Ein Kalenderjahr hat immer eine ganze Anzahl von Tagen. Welches Jahr 365 Tage zählt, welches Jahr 366 Tage zählt, ergibt sich aus den astronomischen Berechnungen.
In "mathematischen" Kalendern versucht man hingegen, ausgehend von der mittleren Länge des Sonnenjahres einfache mathematische Formeln zu finden, die die Abfolge von Gemeinjahr und Schaltjahr beschreiben. Nach dem heutigen astronomischen Wissen beträgt die durchschnittliche Dauer eines tropischen Jahres, also die Zeit, die die Sonne auf ihrem scheinbaren Lauf um die Erde benötigt, um vom Frühlingspunkt zu eben diesem Punkt wieder zu gelangen, 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 45.9747 Sekunden (bezogen auf den 0. Januar 1900), das sind ca. 365.2422 Tage. Möchte man eine möglichst genaue Übereinstimmung zwischen Kalender und Sonnenlauf, muss man immer dann sofort einen Schalttag einfügen, wenn die Anzahl der Stunden und Minuten, um die das tropische Jahr länger ist als 365 Tage, sich auf 24 Stunden oder mehr aufsummiert hat.
Für die folgenden Überlegungen ist die Anwendung der Methode des Kettenbruchs sinnvoll. Das Programm Kettenbruch kann hierbei behilflich sein. Der Bruch 2422/10000 ergibt als ersten Näherungswert 1/4. Demzufolge ist jedes vierte Jahr ein Schaltjahr. Diese Schaltung ist die Grundlage des julianischen Kalender. Das Kalenderjahr ist in diesem Fall rund 11 Minuten zu lang. Die nächste Näherung ist 7/29, das heisst 7 Schaltjahre innerhalb von 29 Jahren, zusammengesetzt aus einem Schaltintervall von fünf Jahren gefolgt von sechs vierjährigen Schaltintervallen. In diesem Fall ist die Dauer des Kalenderjahres rund 1.18 Minuten zu kurz. Es folgende Näherungsbruch 8/33 führt zu acht Schaltjahren in 33 Jahren. Nun ist das Kalenderjahr rund 19 Sekunden zu lang. Der nächste Wert, 31 Schaltjahre innerhalb von 128 Jahren, hat nur eine Ungenauigkeit von rund einer Sekunde in 128 Jahren. Diese Schaltfolge lässt sich zusammensetzen aus einem Zyklus von 29 Jahren gefolgt von drei Zyklen zu 33 Jahren. Erst in über 88.000 Jahren würde theoretisch die Abweichung zwischen Kalenderjahr und dem durchschnittlichen tropischen Jahr zu einem Tag anwachsen. Eine bessere Genauigkeit ist nicht möglich.
Nun ist aber zu bedenken, dass kein Jahr dem anderen gleicht. So schwankt zum Beispiel der wahre Frühlingspunkt allein infolge der Nutation, die auf wechselnden Anziehungskraft des Mondes zurückzuführen ist, mit einer Periode von rund 18.61 Jahren um ca. 17.24" um den mittleren Frühlingspunkt hin und her. Um 17.24 Bogensekunden auf ihrer Bahn zurückzulegen benötigt die Sonne rund 7 Zeitminuten. Es gibt eine Reihe weiterer Störungen der Bahn der Sonne um die Erde (oder natürlich besser: der Bahn der Erde um die Sonne), die sich auf die Länge des tropischen Jahres auswirken. Die Sonne wird also zumeist einige Minuten früher oder später als aufgrund einer Durchschnittsrechnung zu erwarten wäre den Frühlingspunkt erreichen.
Von noch grösser Bedeutung ist die Tatsache, dass die durchschnittliche Dauer des tropischen Jahres nicht konstant ist. Zum einen ist die Präzession, die Verschiebung des Frühlingspunktes, keine gleichmässige sondern eine beschleunigte Bewegung. Zum anderen gehen all die angeführten Überlegungen von einer gleichmässigen Zeit aus, zum Beispiel von der Ephemeridenzeit, der Atomzeit oder einer der dynamischen Zeiten. Um festzustellen, auf welchen Tag das Frühlingsäquinoktium fällt, muss man jedoch eine an die Erdrotation gebundene Zeit heranziehen wie die Universal Time (UT). Im Jahre 1079 nach Christus betrug zum Beispiel der Unterschied zwischen Ephemeridenzeit und UT knapp 30 Minuten. 2820 Jahre später, im Jahre 3899 wird diese Differenz knapp 4 Stunden betragen. Genau vorhersagen kann dies heute niemand.
Will man einen Schaltzyklus erstellen, muss man besonderes Augenmerk auf die Wahl des Ausgangsjahres legen. Je genauer der Zyklus sein soll, desto genauer muss auch in dem Startjahr der Zeitpunkt des Äquinoktiums mit dem Beginn des Tages zusammenfallen.
(vgl. zu dem obigen Ausführungen die Artikel Die Akzeleration) und Die Zeit).
Den Astronomen, die im Jahre 1074 mit der Aufgabe der Kalenderreform betraut wurden, war diese Problematik dem Grunde nach bekannt. Die Fortschritte in ihrer Wissenschaft in den folgenden Jahrhunderten, die ihre Arbeit eher noch erschwert hätten, konnten sie natürlich nicht voraussehen. Leider sind von den Verhandlungen der Kalenderkommission selbst keine Materialien erhalten geblieben. Hauptquelle sind daher die astronomischen Tabellenwerke zeitgenössischer oder späterer islamischer Wissenschaftler, "zidsch" genannt. Offensichtlich konnten die iranischen Astronomen der folgenden Jahrhunderte noch auf Quellen aus der Zeit der Reform zurückgreifen. So bemerkt Nazir ad Din Tusi, seine Erkenntnisse würden die Ergebnisse der Reformkommission bestätigen. [ 3 ]
Omar Chayyam schlug vor, einfach jedes vierte Jahr zu einem Schaltjahr zu erklären, konnte sich damit aber nicht durchsetzen. 200 Jahre später zitiert der Astronom Qutb ad Din Schirazi aus dem Zidsch des Omar Chayyam und bezichtigt ihn ob seines naiven Vorschlages der "Stümperhaftigkeit".[ 4 ] Vom naturwissenschaftlichem Werk Chayyams sind nur noch geringe Bruchstücke vorhanden, darunter keinerlei Angaben zum Sonnenjahr und zu Kalenderfragen. Allerdings ist bekannt, dass seine Berechnungen der Jahreslänge zu den genauesten seiner Zeit gehörten. Unwissenheit war sicher nicht der Grund seines Vorschlages.
Eine der schwierigsten Aufgaben war, die durchschnittliche Länge des Sonnenjahres zu ermitteln. Chazini, der Verfasser der "Zidsch al mu'tabar al Sandschari", kommt 37 Jahre nach Einführung des dschelalischen Kalender zu einem Wert von 365d 14I 24II 20III 36IV 47V, das entspricht nach heutiger Schreibung 365.24009543 Tage oder 365 Tage, 5 Stunden und 45 Minuten und 44.25 Sekunden. Im gleichen Werk beschreibt er auch eine Methode, wie man herauszufinden kann, welches Jahr ein Schaltjahr ist: "Wenn man wissen will, welches Jahr ein Schaltjahr ist und welches Jahr ein Gemeinjahr, so muss man zu der Jahreszahl des gewählten Jahres die Zahl 172 addieren. Diese Summe ist dann mit 53 zu multiplizieren und das Ergebnis der Multiplikation durch 220 zu teilen. Ist der (ganzzahlige) Rest dieser Division 53 oder mehr, so ist das vorgegebene Jahr ein Gemeinjahr, ist er dagegen kleiner als 53, so ist dieses Jahr ein Schaltjahr."[ 5 ] Nach dieser Anweisung setzt sich der Zyklus von 220 Jahren zusammen aus Zyklen von 25 Jahren (ein fünfjähriges Schaltintervall gefolgt von fünf vierjährigen Schaltintervallen) und 29 Jahren (ein fünfjähriges Schaltintervall gefolgt von sechs vierjährigen Schaltintervallen), in der Reihenfolge: 25, 29, 25, 29, 29, 25, 29, 29. Ausgangspunkt dieses Zyklus ist das Jahr 48 dschelali oder -172 dschelali. Die durchschnittliche Jahreslänge beträgt 365 + 53/220 Tage oder 365. 24090909 Tage, das sind 365 Tage, 5 Stunden und 46 Minuten und 54.55 Sekunden, ein Wert, der genauer ist als die durch Beobachtungen und Berechnungen festgestellte Jahreslänge des Chazini. Der Widerspruch zwischen diesen beiden Werten lässt sich wohl nur dadurch erklären, dass Chazini hier zum einen seine eigenen Forschungsergebnisse vorstellt, zum anderen eine Regel zitiert, die auf die Arbeiten von Kollegen zurückgreift, mit der eine vereinfachte Anleitung zur Bestimmung des Jahresbeginns gegeben werden sollte.
Von dem bekannten Astronomen Nasir ad Din Tusi (1201 - 1274) stammt eine Liste der Schaltjahre für die ersten drei Jahrhunderte des Kalenders Dschelal ed-Dins, die von Berechnungen Chazinis leicht abweicht. Später wurde diese Liste durch einen weiteren Astronomen noch bis zum Jahr 443 (1521 nach Christus) fortgeschrieben. Demnach sind folgende Jahre Schaltjahre, die einen fünfjährigen Schaltzyklus abschliessen: 31, 64, 97, 130, 163, 192, 225, 258, und 291[ 6 ] . Wie man sieht wird hier nach mehreren Zyklen zu 33 Jahren auch einmal ein Zyklus von 29 Jahren eingeschoben, eine feste Reihenfolge ist nicht zu erkennen. Man kann mit Sicherheit sagen, dass Tusi nicht versuchte, irgendeine zyklische Regelung zu erarbeiten, sondern dass er für jedes Jahr den Zeitpunkt des astronomischen Frühlingsbeginns berechnete, ausgehend von der durchschnittlichen Dauer des Sonnenjahres.
Sein etwas jüngerer Kollege Qutb ad Din (verstorben 1311), der oben bereits mit seinen Äusserungen über Omar Chayyam zitiert wurde, geht hingegen davon aus, dass "die Einschaltung eines Tages, nachdem sie sieben- oder achtmal hintereinander im 4. Jahr stattgefunden, einmal auf das 5. Jahr treffen soll."[ 7 ] Er geht also von Zyklen zu 33 und 37 Jahren aus. Zu einer ähnlichen Aussage kommt Ulugh Beg, der seinen astronomischen Tafeln eine mittlere Jahreslänge von 365.2425534876 Tagen oder 265 Tagen, 5 Stunden, 49 Minuten und 15 Sekunden zugrunde legt. Nach Ginzel [ 8 ] führt dies ebenfalls zu Schaltzyklen von 33 und 37 Jahren. Im Zidsch des Ulugh Beg heisst es aber eindeutig: "Nachdem sechs- oder siebenmal jedes vierte Jahr ein Schaltjahr war, ist einmal ein fünftes Jahr ein Schaltjahr". Noch interessanter aber ist der Kommentar von Abdul Ali ibn Muhammad ibn Husain Birdschandi zu dieser Stelle: "Whether the cycle of intercalation every fourth year is to be repeated successively an continuously six times or seven times is a matter of actual calculation only."[ 9 ] . In einem stimmen alle iranischen Astronomen überein: Nach einer gewissen Anzahl von vierjährigen Schaltintervallen muss ein fünfjähriges Intervall eingeschoben werden. Wann dies genau zu erfolgen hat, lässt sich nur mittels astronomischer Berechnungen feststellen.
Die neue Zeitrechnung wurde eingeführt zum Frühlingsbeginn des Jahres 1079 (Freitag, 15. März 1079 julianisch, 9. oder 10. Ramadan islamisch). Dies belegen nicht nur zahlreiche Datierungen, auch in den Werken der Astronomen wird dieser Tag regelmässig angeführt, so bei Tusi und bei Ulugh Beg. Beide geben aber auch das Jahr 1076 als Beginn des neuen Kalenders an [ 10 ]. Dieser scheinbare Widerspruch lässt sich erklären. Die Kalenderkommission begann nach ihrem Zusammentreten 1074/75 unverzüglich mit der Berechnung des Äquinoktiums und legte bereits für 1076 einen ersten Kalender nach den ihr gestellten Vorgaben vor. Erst drei Jahre später entschied man sich, diese Zeitrechnung mit der neuen Jahreszählung allgemein einzuführen [ 11 ] , "da die sichere Bestimmung des Äquinoktiums für die damaligen Astronomen noch eine schwierige Aufgabe war und sie darin auf einen Tag unsicher bleiben mussten." [ 12 ] .
Ein weiterer Grund dafür, das Jahr 1079 zu wählen, mag auch die Tatsache gewesen sein, dass an diesem Tag der Frühlingsanfang sehr genau auf die Zeit des Sonnenaufgangs fiel, dem traditionellen altiranischen Tagesanfang. Die Zeitrechnung Malik Schahs ist ja eine Reform des altiranischen (zoroastrischen) Kalenders. Später setzte sich die Übung durch, den Tag von Mittag bis Mittag zu zählen, denn in den astronomischen Tabellen, die für die Bestimmung des Jahresanfang herangezogen wurden, war dies üblich [ 13 ] . Bis heute ist ein Tagesbeginn zu Mittag bei den Astronomen gängige Praxis um zu verhindern, dass in die Hauptbeobachtungszeit ein Datumswechsel fällt. Wie die Formulierung: "Das Jahr beginnt mit dem Tag des Frühlingsbeginns" genau zu verstehen sei, wurde nie verbindlich festgelegt, auch nicht, wann der Tag zu beginnen habe. Als im Jahr 1302 auf Wunsch von Ghazan Chan an der Sternwarte von Tabriz eine neue, den Kalender Malik Schahs nur geringfügig ändernde Zeitrechnung entwickelt wurde, wählte man als Beginn des Tages den Zeitpunkt des Sonnenuntergangs, dem im damals bereits weitgehend islamisierten Iran nun üblichen Tagesanfang [ 14 ] .
Zusammenfassend kann man feststellen: Der Kalender Malik Schahs war rein astronomisch. Einzige Vorgabe war, dass der Neujahrstag auf den Tag des (astronomischen) Frühlingsbeginn zu fallen habe. Ein "arithmetischer" Kalender wurde nie ernsthaft in Erwägung gezogen.
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Am 31. März 1925 beschloss das iranische Parlament ein neues Kalendergesetz. Darin heisst es: "Das Jahr beginnt mit dem ersten Tag des Frühlings. Das Jahr stimmt mit dem wahren Sonnenjahr überein."[ 15 ] . Nähere Erläuterungen fehlen.
Der iranische Wissenschaftler Sayyed Hosein Taqizadeh war wohl einer der profundesten Kenner iranischer Zeitrechnungen. Er war damals Mitglied des Parlaments und massgebend an der Einbringung dieses Gesetztes beteiligt[ 16 ] . In seinen zahlreichen Veröffentlichungen zu Fragen der iranischen Zeitrechnung geht er nur selten auf den heutigen Kalender ein. In dem Artikel: "Various Eras and Calendars used in the Countries of Islam" schreibt er jedoch über die moderne iranische Zeitrechnung:
"The year begins with the vernal equinox and the New Year's Day ist always the day on the midday of which the sun will be in Aries for the first time since it has left the sign in the year just coming to a close."[ 17 ]
Noch aufschlussreicher ist eine andere Stelle in diesem Artikel, die sich mit der Zeitrechnung Malik Schahs befasst:
"The New Year's day, however, was always the day at the midday of which the sun was already in Aries, or in other words the day on which the equinox occurred before its noon and after that of the preceding day. It follows that each time the equinox happened after noon (provided that it had occurred before noon in the preceding year) [or, in other words, the equinox took place after noon but before 5.49 p.m.], that day was a leap day and the year just coming to a close a leap year (of 366 days). Therefore no rule for the periodical readjustment of the year by the intercalation of a supplementary day was necessary nor was it provided. The same system is adopted now in Iran and consequently the question of finding the leap years according to a conventional rule never arises."[ 18 ]
Die Feststellungen, die Taqizadeh über die Zeitrechnung Malik Schahs trifft, sind das Ergebnis wissenschaftlicher Forschungsarbeit, seine Erläuterung zum heutigen iranischen Kalender hingegen sind als primäre Quelle zu betrachten, hat Taqizadeh das entsprechende Gesetz doch selbst eingebracht. Seine Aussagen sind eindeutig. In bewusster Anlehnung an den alten Kalender wird im heutigen Iran der Jahresbeginn durch astronomische Berechnungen bestimmt, wobei wie in den Werken der mittelalterlichen Astronomen der Tag von Mittag bis Mittag gezählt wird.
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Der Kalender Dschelal ad Din Malik Schahs ist genau wie die heutige iranische Zeitrechnung rein astronomisch definiert. Die Frage nach der Genauigkeit dieser Kalender oder nach einem bestimmten Zyklus der Schaltjahre stellt sich daher nicht. Im Iran gab es nie einen arithmetischen, auf mathematischen Formeln fussenden Kalender. Ungeachtet dieser Tatsache finden sich in der Literatur die phantasievollsten Darstellungen über die unglaubliche Genauigkeit der iranischen Zeitrechnung, nicht selten verbunden mit einem Hinweis auf die Ungenauigkeit des gregorianischen Kalenders. In Wahrheit ist es genau umgekehrt. Der gregorianische Kalender, eine wissenschaftliche Meisterleistung der Renaissance, der kunstvoll Sonnenjahr und Mondjahr miteinander verknüpft, verbindet Klarheit und Eindeutigkeit mit grosser Genauigkeit.[ 19 ] Er ist nur alle 3000 bis 4000 Jahre den Bewegungen des Himmels anzupassen. Der iranische Kalender hingegen muss jedes Jahr neu berechnet werden.
Nachtrag:
Das Gesetz des Jahres 1925 ist nun im Internet veröffentlicht:
http://fa.wikisource.org
oder
http://fa.wikisource.org
Zu den neusten Entwicklungen siehe Reform des iranischen Kalenders?.
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[ 1 ] Abdollahy (1988), S. 302
[ 2 ] Abdollahy a.a.O., Barani(1943), S. 169. Die Nisbe von Abu'l Muzaffar wird nach Barani "Isfazari", nach Taqizadeh (1937 a), Seite 110, jedoch "Asfizari ausgesprochen. Suter(1900) gibt Isfaraini an. In dieser Aufzählung finden sich alle namntlich bekannten Astronomen dieser Zeit. Chazini verfasste allerdings seine Zidsch al-Sandschari nach 1130, dürfte also 1075 noch viel zu jung gewesen sein.
[ 3 ] Barani (1943), S. 170.
[ 4 ] Taqizadeh (1937 a), S. 116. Taqizadeh benutzt im Englischen den Ausdruck "blunder". Als Quelle wird angegeben eine Handschrift des Brit. Museums.
[ 5 ] Abdollahi (1988) , S. 307, Taqizadeh (1937a), S, 115
[ 6 ] Abdollahy (1988) Tabelle 17, S. 369 ff. Abdollahy setzt sich auch intensiv mit einem Fehler bei Taqizadeh (1937a), S. 116 auseinander, der einen etwas anderen Zyklus angibt.
[ 7 ] Ginzel (1914), Bd. I, S. 301
[ 8 ] Ginzel a.a.O:
[ 9 ] Zitiert nach Barani (1943), S. 171. Im Anhang seines Artikel druckt Barani die Stellen aus dem Kommentar des Birdschandi, die sich auf den Kalender beziehen zusammen mit den zugehörigen Stellen aus dem Zidsch des Ulugh Beg im persischen Original ab. Vorlage ist ihm eine Handschrift aus seinem Privatbesitz. Birdschandi benutzt im persischen Original den Ausdruck: »
ﺍﺮﻘﺘﺳﺎﺑ «. Kurz darauf spricht er von: »
ﺪﺻﺭ ﺐﺳﺣﺑ «.
Taqizadeh (1937), Seite 114 bringt die arabische Form: » ﺇﺮﻘﺘﺳﻷﺎﺑ «.
[ 10 ] Abdollahi (1988), Seite 301
[ 11 ] Sayili (1960), Seite 161
[ 12 ] Ginzel (1914), Seite 300. Ginzel war Astronom, ständig. Mitglied des Königl. Preuss. Asronom. Recheninstituts
[ 13 ] Abdollahi (1988), S. 305
[ 14 ] Sayili (1960), Seite 229
[ 15 ] Kassim (1925), S. 165 - 166.
[ 16 ] Abdollahi (1988), S. 343
[ 17 ] Taqizadeh (1937 a) S. 916
[ 18 ] a.a.O. Seite 113
[ 19 ] vergl. Zur Genauigkeit und Flexibilität des gregorianischen Kalenders
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