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Die Osterfeiern

Die Feier der Urgemeinde

Nach der Kreuzigung Jesu bildete sich aus seinen Anhängern und Jüngern die christliche Urgemeinde, die Gemeinde der Apostel. Alle waren sie fromme Juden und hielten sich streng an die Gesetze, heiligten den Sabbat und die jüdischen Feiertage. In einem unterschieden sie sich jedoch. Während die übrigen Juden in der Erwartung des Messias lebten waren die Christen der Überzeugung, der Messias habe in der Gestalt Jesu bereits unter ihnen geweilt, sei gekreuzigt worden und am dritten Tage wieder auferstanden, um am nahe bevorstehenden Ende der Tage zurückzukehren. Die urchristliche Gemeinde feierte das Passahfest zeitgleich mit den Juden. Am Abend des 14. Nisan nach Einbruch der Dunkelheit, wenn also der 15. Nisan bereits begonnen hatte, traf man sich. Während die Passahfeier der Juden mit dem heiteren und fröhlichem Sedermahl in Erinnerung an die Befreiung aus der Knechtschaft der Ägypter begann, um später mit Ernst und Getragenheit in der Erwartung des Messias zu enden, begann diese jüdischen Christen den Abend mit Fasten im Gedenken an den Tod Jesu. Nach Mitternacht begann für die Christen die Freude der Auferstehung, gefeiert mit einem gemeinsamen Liebesmahl, der Agape. Später wurden Agape oder Eucharistie auch bis zum Zeitpunkt des Hahnenschreis, der dritten Stunde nach Mitternacht, hinausgeschoben.

Noch vor dem jüdischen Aufstand und der Zerstörung des zweiten Tempels im Jahre 70 hatte diese jüdisch-christliche Urgemeinde Jerusalem, die den Glauben an Jesus Christus als wiedererstandenen Messias mit der Einhaltung der Gebote der Thora verbanden, verlassen und ist nach Pella im Ostjordenland ins Exil gegangen. Sie spielen für die weitere Geschichte des Christentums keine Rolle mehr, nur vereinzelt werden ihre Reste in den folgenden Jahrhunderten als unbedeutende Sekte erwähnt. [1]

Die quartadecimanische Osterfeier

Aus dieser Feier der ersten Christen, die das jüdische Passahfest mit dem Gedenken an Kreuzigung und der Feier der Auferstehung verband, entwickelte sich die quartadecimanische Osterfeier. Der Name leitet sich davon ab, dass diese Feier mit dem Ende des 14. Tages des Frühlingsmonats begann. Wie schon in der Urgemeinde wurde der Abend mit Fasten verbracht, auch stellvertretend für die Juden, um dann nach Mitternacht oder zum Zeitpunkt des Hahnenschreis, der dritten Stunde nach Mitternacht, die Auferstehung mit der Eucharistie zu feiern. Die Osterfeier der Quartadecimanier fand also zeitgleich mit der Passahfeier der Juden statt. Sie war eine Eintagesfeier, die das Gedenken an das Letzte Abendmahl, die Kreuzigung und die Auferstehung miteinander verband.[2] Verbreitet war sie vor allem in vom Judenchristentum geprägten Gemeinden, so in den jüdischen Stammlanden Palästina und Syrien, in der römischen Provinz Asia, in Kleinasien und in Mesapotamien. [3]

Die Sonntagsfeier

Nach dem Zeugnis des Neuen Testamentes war der Tag der Auferstehung ein Sonntag. Daher feierten die Christen von Anfang an am Sonntag dieses Ereignis mit einem gemeinsamen Liebesmahl, und zwar an jedem Sonntag im Jahr. Es lag nun nahe, die jährliche Wiederkehr der Auferstehung ebenfalls auf einen Sonntag zu legen. Dies bedeutete zudem eine Trennung der Auferstehungsfeier vom jüdischen Passahfestes und somit einen weiteren Schritt zur Emanzipation der Kirche von der Synagoge. Bei allen Gemeinsamkeiten der quartadecimanische Feier mit der Sonntagsfeier gab es doch auch grundsätzliche Unterschiede, nicht nur im Datum. Erstere ist eine Passahfeier mit Perusieerwartung, letztere eher ein Fest zur Erinnerung an die historischen Ereignisse der Erlösung. Die Sonntagsfeier kam wohl bereits Ende des ersten Jahrhunderts auf und verbreitet sich rasch. In Rom wurde sie um 115 eingeführt. Bereits Mitte des 2. Jahrhunderts waren die Quartadecimanier eine Minderheit.[4]


Anmerkungen

1 Nach wie vor einen guten Überblick über die frühe Geschichte der christlichen Kirche bietet Lietzmann 1937, siehe zum Beispiel Bd.I, S. 189 ff.
2 Die ausführlichste Darstellung der quartadecimanischen Feier bei Lohse 1953, auch Strobel (1977) beschäftigt sich eingehend mit den Quartadecimanier. Die ältste Quelle (ca. 150 - 160) ist wohl die Epistula Apostolorum (ca. 150 - 160) [Internetlink]. Im Zusammenhang mit der Beschreibung des Osterstreits Ende des 2. Jahrhunderts berichtet Eusebius ausführlich über die Quartadecimanier (KG 23 - 24) [Internetlink]
3 Strobel 1977, S. 357/8
4 Lohse 1953, S, 118 ff.

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