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N A. B | Zaroastrische Kalender Kalenderrechner |
Allgemein | Auf dieser Seite wird näher eingegangen auf die verschiedenen Varianten der Zeitrechnung der Zaroastrier. Ausführliche Abhandlungen über iranische Zeitrechnungen und zu Fragen der Entstehung des altpersischen Kalender einschliesslich Literaturhinweisen sind hier zu finden: Den Ausführungen vorausgestellt ist ein Rechenprogramm zur Umrechnung der jeweiligen Kalender. Seine Bedienung bedarf sicher keiner näheren Erläuterung. Dennoch hier einige Hinweise: |
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Zu den Kalenderstilen: Abendländisch, Julianisch, Gregorianisch, erübrigt sich eine nähere Erläuterung.
Zum Begriff "Julianisches Datum" vgl.: Scaliger und das julianische Datum
Mit Neu-iranisch: ist der heutige offizielle Kalender Irans gemeint Er wurde 1925 eingeführt. Jahresanfang ist der Tag des Frühlingsbeginns, sofern dieses Ereignis vor 12 Uhr Mittags iranischer Zeit eintritt, sonst der folgende Tag. Die Jahreszählung beginnt mit dem Jahr der Hidschra des Propheten Muhammad von Mekka nach Medina. Epoche ist somit der 19. März 622 julianisch. Das Jahr hat 12 Monate, die ersten sechs Monate haben 31, die folgenden 5 Monate 30 Tage. Der letzte Monat hat 29 Tage, im Schaltjahr 30. Die Monatsnamen entsprechen denen des altpersischen Kalenders.
Die heutigen Kalender der zaroastrischen Gemeinden gehen alle zurück auf die iranische Zeitrechnung zu Ende der Sassanidenzeit, die hier kurz beschrieben werden soll.
Wie in der Antike allgemein üblich wurden auch im Iran die Jahre nach der Regentschaft des jeweiligen Herrschers gezählt.
Am 12. August des Jahres 530 vor Chr. überschrieb eine Babylonierin ein Grundstück einem Verwandten. Die entsprechende Urkunde ist datiert "im neunten Jahr des Kyros, des Königs der Länder". Kurz darauf, am 31. August des gleichen Jahres, verkaufte ein Babylonier einen Esel. Diese Urkunde trägt als Datum: "Jahr des Herrschaftsbeginn des Kambyses, des Königs der Länder". (nach: Hinz 1971, S. 55 ..zur Bibliografie). Dieses Beispiel zeigt nicht nur, wann die Nachricht vom Tod des Kyros in Babylon eingetroffen sein musste, sie belegt auch, dass das erste Jahr eines Regenten immer auch das letzte Jahr seines Vorgängers war.
Der letzte zaroastrische Herrscher, Yazdegard III., bestieg im Jahr 632 nach Chr. den Thron. Kurze Zeit später überrannten islamische Truppen den Iran, Schah Yazdegard hatte keinen Nachfolger mehr. So zählten all jene Iraner, die am alten Glauben festhielten, weiterhin Jahre nach Yazdegard. Das Jahr seiner Thronbesteigung begann am 16. Juni 632 (julianisch) und endete am 15. Juni 633. Die nicht selten zu lesende Behauptung, dieser Schah sei am 1. Farwardin 1 der Ära Yazdegard gekrönt worden, ist natürlich Blödsinn.
Dem altpersischen Kalender lag ein Sonnenjahr von 365 Tagen zugrunde, unterteilt in 12 Monate zu je 30 Tagen und fünf Zusatztagen, den Epagomenen. Die Namen der Monate und die Bezeichnungen der Tage im Monat - eine Besonderheit des iranischen Kalenders - sind überliefert, die modernen Namen lassen sich über das mittelpersische direkt bis ins Altpersische zurückverfolgen.
Die Namen der Monate lauten (in ihrer heutigen Form):
Monatsnamen | ||||||||
Yazdegard | Shenshahi, qadimi, fasli | Namensvarianten | ||||||
1 | Farwardin | ﻦﻳﺩﺭﻭﺮﻓ | 1 | Farwardin | ﻦﻳﺩﺭﻭﺮﻓ | Fravardin, Frawardin | ||
2 | Ordibehescht | ﺖﺸﻬﺒﻳﺩﺭﺍ | 2 | Ordibehescht | ﺖﺸﻬﺒﻳﺩﺭﺍ | Ardibehesht Ardwahish | ||
3 | Chordad | ﺩﺍﺩﺮﺧ | 3 | Chordad | ﺩﺍﺩﺮﺧ | Khordad Khordehd | ||
4 | Tir | ﺮﻴﺗ | 4 | Tir | ﺮﻴﺗ | Tir | ||
5 | Mordad | ﺩﺍﺩﺮﻣ | 5 | Mordad | ﺩﺍﺩﺮﻣ | Amurdad Amardad | ||
6 | Schahriwar | ﺭﻮﻳﺮﻬﺷ | 6 | Schahriwar | ﺭﻮﻳﺮﻬﺷ | Shahrewar Shehrevar | ||
7 | Mihr | ﺮﻬﻣ | 7 | Mihr | ﺮﻬﻣ | Meher Mehr Mithra | ||
8 | Aban | ﻥﺎﺑﺁ | 8 | Aban | ﻥﺎﺑﺁ | Avan | ||
9 | Gatha-Tage | ﻦﺎﻫﺎﮔﺭﺪﻧﺍ | 9 | Azar | ﺭﺫﺁ | Adar, Adur | ||
10 | Azar | ﺭﺫﺁ | 10 | Dey | ﻯﺩ | Dae | ||
11 | Dey | ﻯﺩ | 11 | Bahman | ﻦﻤﻬﺑ | Wahman | ||
12 | Bahman | ﻦﻤﻬﺑ | 12 | Esfand | ﺪﻨﻔﺳﺍ | Aspandard, Spendarmad Aspandarmad Spandarmad | ||
13 | Esfand | ﺪﻨﻔﺳﺍ | 13 | Gatha-Tage | ﻦﺎﻫﺎﮔﺭﺪﻧﺍ | Andar-Gahan, Pandscheh; |
Die Namen der Tage im Monat lauten (in ihrer heutigen Form):
Tagesnamen | ||||
Namen der Tage | Namensvarianten | |||
1 | Hormuz | ﺯﻣﺮﻫ | Hormazd, Hormuzd, Ohrmazd, | |
2 | Bahman | ﻦﻤﻬﺑ | Verethraghna, Vohuman) | |
3 | Ordibehescht | ﺖﺸﻬﺒﻳﺩﺭﺍ | Ardibehesht | |
4 | Schahriwar | ﺭﻮﻳﺮﻬﺷ | Shehrevar, Shahrewar | |
5 | Esfandarmuz | ﺬﻣﺭﺍﺪﻨﻔﺳﺍ | Aspandard, Asfandarmad Spandarmad | |
6 | Chordad | ﺩﺍﺩﺮﺧ | Khordad, Khordehd | |
7 | Mordad | ﺩﺍﺩﺮﻣ | Amardad | |
8 | Dey be Azar | ﺭﺫﺎﺑﻯﺩ | Dae-Pa-Adar, Daepadar | |
9 | Azar | ﺭﺫﺁ | Adar, Atar | |
10 | Aban | ﻥﺎﺑﺁ | Avan | |
11 | Chur | ﺭﻮﺨ | Khorshed | |
12 | Mah | ﻩﺎﻣ | Mohor | |
13 | Tir | ﺮﻴﺗ | ||
14 | Gusch | ﺵﻮﻛ | Gosh | |
15 | Dey be Mehr | ﺮﻬﻤﺑﻯﺩ | Dae-Pa-Meher, Daepmeher | |
16 | Mehr | ﺮﻬﻣ | Meher, Mithra | |
17 | Sarosch | ﺵﻭﺮﺳ | Srosh, Sarosh | |
18 | Raschn | ﻦﺷﺭ | Rashne, Rashna | |
19 | Farwardin | ﻦﻳﺩﺭﻭﺮﻓ | Fravardin, Farvardin | |
20 | Bahram | ﻡﺍﺮﻬﺑ | Behram, Verethraghna | |
21 | Ram | ﻡﺍﺭ | Raman | |
22 | Bad | ﺩﺎﺑ | Govad, Vata | |
23 | Dey be Din | ﻦﻳﺪﺑﻯﺩ | Dae-Pa-Din, Daepdin | |
24 | Din | ﻦﻳﺩ | ||
25 | Ird | ﺩﺭﺍ | Ashishvangh, Ashi-Vanghuhi | |
26 | Aschtad | ﺩﺎﺘﺷﺍ | Ashtad, Arshtat | |
27 | Asman | ﻥﺎﻤﺳﺍ | ||
28 | Zamyad | ﺩﺎﻴﻣﺯ | ||
29 | Marisfand | ﺪﻨﻔﺳﺍﺭﺎﻣ | Mahrespand, Manthra-Spenta | |
30 | Aniran | ﻥﺍﺮﻴﻧﺍ | Aneran, Anaghra-Raocha |
Die Gatha-Tage werden nach den fünf Gatha bezeichnet, jenen Hymnen des Avesta, die auf Zarathustra selbst zurückgeführt werden.
Namen der Gatha-Tage | Namensvarianten | |||
1 | Ahnawad-gah | ﻩﺎﮔﺪﻮﻨﻫﺍ | Ahunavaiti, Ahunavad, Ahunawad, Ahnuvad, Ahnad | |
2 | Aschtawat-gah | ﻩﺎﮔﺪﻮﺘﺷﺍ | Uschtavaiti, Ushtavad, Ushtawad, Ushtuvad, Ashnad | |
3 | Spantmad-gah | ﻩﺎﮔﺪﻤﺘﻨﭘﺳ | Spentamainyu Spentomad, Spentamud, Esfandarmud | |
4 | Vohuchschahthra-gah | ﻩﺎﮔﺮﺘﺸﺧﻮﻫﻭ | Vohuxshathra, Vohukhshathra, Wohukhshathra, Vohi-Kshuthra, Axshatar | |
5 | Vahischtoischt-gah | ﻩﺎﮔﺖﺷﺍﻭﺘﺸﻴﻫﻭ | Vahishtoishti. Vahishtoist Wahishtoisht, Vahishtoist, Vahishtusht, Behesht |
Dies ist die iranische Zeitrechnung zu Ende der Sassanidenzeit. Der 1. Farwardin 1 entspricht dem 16. Juni 632 julianisch. Die Jahreszählung beginnt, wie bereits ausgeführt, mit dem Jahr der Thronbesteigung des letzten zaroastrischen Herrschers Yazdegard III. Die fünf Gathatage liegen nach dem achten Monat Aban. Dieser Kalender war vom Ende der Sassanidenzeit bis ins 11. Jahrhundert allgemein in Gebrauch, in abgelegenen Gebieten wurde er noch bis ins 20. Jahrhundert verwendet. Heute rechnet vermutlich niemand mehr nach ihm.
Hinweis zum Rechenprogramm: Die Gatha-Tage werden als 9. Monat gezählt, der 10. Monat ist dann der Azar, so wie in der Tabelle der Monatsnamen in den drei linken Spalten verzeichnet
Dieser Kalender wird auch schahanschahi (kaiserlich) oder ähnlich genannt.
Um das Jahr 1006 nach Chr. kam der 1. Farwardin (Nowruz) wieder auf den Tage des Frühlingsanfangs zu liegen. Man nutzte dies, um die fünf Gathatage an die korrekte Stelle zu legen, nämlich an des Ende des Jahres. Als dann um das Jahr 1131 Nowruz wieder rund 30 Tage vor Frühlingsbeginn lag, fügte man einen Schaltmonat, Aspandarmad "vihežak" genannt, ein. Dies war das erste und einzige Mal in der Geschichte der zaroastrischen Zeitrechnung, dass ein Schaltmonat eingefügt wurde.
Die schahanschahi genannte Zeitrechnung ist also ein Fortsetzung des Yazdegard-
Kalenders mit dem einzigen Unterschied, dass die fünf Gatha nun am Ende des Jahres liegen, und dass ca. 1131 ein Schaltmonat von 30 Tagen hinzugekommen ist.
Dieser Shenshahi-Kalender fand vor allem bei den in Indien lebenden Zaroastriern viele Anhänger und ist bis heute dort vorherrschend. In Iran hingegen lehnten viele Gemeinden diese Schaltung ab.
Hinweis zum Rechenprogramm: Der Schaltmonat wird in das Jahr 499 Yazdegard gelegt. In diesem Jahr wird der 12. Monat Esfand zu 60 Tagen gerechnet.
Die Zulässigkeit von Schaltmonaten war und ist bis heute unter den Zaroastriern umstritten. Daher machte im Jahre 1746 eine Gruppe von Zaroastriern die Schaltung des Jahres 1131 wieder rückgängig, sie kehrte sozusagen zum "alten" Kalender wieder zurück. Daher der Name "qadimi". Dieser Kalender ist also identisch mit dem Shahanschahi-Kalender der Jahre 1006 bis 1131 und unterscheidet sich von der Yazdegard-Zeitrechnung nur dadurch, dass die Zusatztage am Ende des Jahres liegen
Zu Beginn des 20 Jahrhunderts kamen Überlegungen auf, den Tag Nowruz fest auf den Tag des Frühlingsbeginns zu legen. Jahresbeginn ist der Tag des astronomischen Frühlingsbeginns, sofern dieses Ereignis in die Zeit vor 12:00 Uhr Mittags fällt, ansonsten der folgende Tag. Das Jahr hat weiterhin 12 Monate zu je 30 Tagen, zu den fünf Gathatagen tritt in Schaltjahren ein sechster hinzu. Dieser Fasli Kalender ist inhaltlich identisch mit der im Jahre 1079 von Sultan Dschelal ad-Din Malik Schah eingeführte und nach ihm benannte iranische Zeitrechnung, Obwohl zuerst in Indien aufgekommen fand dieser Fasli-Kalender vor allem in Iran weite Verbreitung. Die meisten indischen Gemeinden lehnen ihn ab. Auch in diesem Kalender werden die Jahre weiterhin nach der Ära Yazdegard gezählt.
Die Abkürzung RZE steht für: "Zoroastrian Religious Era". Diese Jahreszählung geht auf historische und astrologische Forschungen eines iranischen Gelehrten Mitte des 20. Jahrhunderts zurück. Einflussreiche Zaroastrier kamen dadurch zu der Erkenntnis, das Jahr 1738 vor Chr. (-1737 astronomischer Zählung) sei das Jahr der Berufung Zarathustras zum Propheten gewesen und machten es zum Ausgangspunkt einer neuen Ära. Nowruz 3742 RZE lag somit am 21. März 2014 (gregorianisch). Einige Gemeinden in Iran und USA scheinen seit dem Ende 20. Jahrhunderts diese Zählung anzuwenden.
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