Beda Venerabilis: De Temporum Ratione

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Die Jahre nach der Fleischwerdung des Herrn

Die erste Spalte der Ostertabelle des Beda Venerabilis verzeichnet die Jahre in der Zählung nach Christi Geburt.

Die Zählung der Jahre nach der Fleischwerdung des Herrn wurde von Dionysius Exiguus eingeführt, dem es unpassend schien, seine Ostertafel mit der Erinnerung an den heidnischen Kaiser Diokletian, dem letzten Christenverfolger, zu verbinden. Die Griechen rechneten nämlich in ihren Tabellen nach der im Orient üblichen Aera Diokletiani. Dionysius begann seine Ostertabelle mit dem Jahre 532 nach der Fleischwerdung. Daher ist das Jahr der Geburt des Herrn ein zweites Jahr seines Osterzyklus, denn nach 532 Jahren wiederholen sich ja alle Daten seiner Osterberechnung. Das 2. Jahr des Circulus decemnovennalis entspricht dem 18. Jahr des Cyclus Lunaris (siehe auch Caput LVI). Dieses Jahr hat Epakte XI, Concurrentes V, Luna XIV des ersten Monats fällt in diesem Jahr auf den 25. März. Hätte es in diesem Jahr einen Ostersonntag gegeben, wäre es der 27. März gewesen mit Luna XVI. Dionysius zeigt in seinen Argumenta Paschalia auf, wie dies zu berechnen ist.

Jedermann kann das Jahr der Geburt Christi nachrechnen und auch das Jahr seiner Passio, meint Beda. Denn es ist fester Glaube der Kirche, dass Christus etwas mehr als 33 Jahre gelebt hat. Nach dem Evangelisten Lukas war er 30 Jahre alt, als er getauft wurde (Lukas 3, 23). Er predigte dreieinhalb Jahre. Beda führ als Beweis das Johannesevangelium an, das in der Beschreibung des Wirkens Christi an drei Stellen ein jüdisches Passahfest erwähnt (Joh. 2, 13; 5, 1 und 5, 4).

Als Beweis für die Wahrhaftigkeit seiner Überlegungen führt Beda den Bericht von Mitbrüdern an, die nach Rom gereist waren:

Dass die Heilige Römische Apostolische Kirche dieses Glaubens ist, zeigen auch die Aufschriften auf den jährlichen Kerzen. Hier ist immer, um die Zeit der Passion des Herrn in das Gedächtnis der Leute zurückzurufen, eine Jahreszahl notiert, die um 33 Jahre kleiner ist als die Zahl der Jahre nach der Fleischwerdung gemäss Dionysius. Im Jahre 701 der Fleischwerdung (nach Dionysius), Indiktion 14, haben unsere Brüder zu Weihnachten in Rom in St. Maria auf Kerzen die folgende Aufschrift gesehen und diese abgeschrieben: "seit der Passion unseres Herrn Jesu Christi sind 568 Jahre".

Dann fährt er fort:

Der Osterzyklus umfasst, wie erwähnt, 532 Jahre. Addiere nun 33 oder besser 34 hinzu, so kommst du auf das Jahr, in dem der Herr gestorben ist: 566. Denn so wie das Jahr 533 dem Jahre 1, so entspricht das Jahr 566 dem Jahre 34 im Zyklus von Sonne und Mond. Öffne die Tabelle des seligen Dionysius. Wenn du nun im Jahre 566 nach der Fleischwerdung des Herrn Luna XIV an Freitag, dem 25. März, und den Ostersonntag am 27. März bei Luna XVII findest, so danke Gott, da er dir gewährt hat, zu finden, was du gesucht hast, so wie er es versprochen hat.

Wie soll man das verstehen? Handelt es sich hier um einen Anflug von britischem Humor?
Fakt ist: Im Jahre 34/566 fiel Luna XIV auf den 21. März, Ostersonntag war am 28. März.

Um nicht missverstanden zu werden betont Beda dann nochmals, kein Katholik dürfe daran zweifeln, dass der Herr an einem Freitag, Luna XV, gekreuzigt wurde und am folgenden Sonntag auferstanden ist von den Toten, noch darf er zweifeln am Gesetz, das vorschreibt, an Luna XIV gegen Abend das Lamm geopfert werden müsse, oder an dem Evangelium, nach dem an diesem Abend von den Juden ergriffen, am folgenden Freitag gekreuzigt und ins Grab gelegt wurde und am Sonntag, dem ersten Tag der Woche auferstanden ist.

Noch einmal betont Beda, dass allgemein anerkannter Meinung der Gelehrten Christus am 25. März gekreuzigt und am 27. März auferstanden sei. Als abweichende Meinung zitiert er den Bischof von Caesarea Theophilus, gestorben ca. 195, nach den sogenannten "Akten des Synode von Caesarea. Dieses Werk ist im 6. Jahrhundert in Britannien entstanden.

Die Frage, in welchem Jahr Christus geboren und in welchem Jahr er verstorben ist konnte bis heute nicht geklärt werden. So ist Beda kein Vorwurf zu machen, dass auch er daran scheiterte. Am Ende dieses Kapitel bleibt ihm nur die Mahnung, im Zweifelsfall allein auf die Bibel zu vertrauen.

 

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