N A. B	Das Ruzname des Darendeli Mehmed Efendi Anhang
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Osterrechnung im Ruzname

Die Monddaten im Ruzname und in der christlichen Osterrechnung

Der christlichen Osterrechnung liegt der 19jährige Mondzirkel zugrunde, der davon ausgeht, dass nach 19 Jahren alle Mondphasen wieder auf das gleiche Datum im Sonnenjahr fallen. Ostermonat ist der Monat, dessen 14. Tag auf den 21. März fällt oder diesem Tag unmittelbar folgt. Er beginnt somit frühestens am 8. März und spätestens am 5. April. Der 14. Tag dieses mit der ersten Sichtung des Mondes nach Neumond beginnenden Monats ist der Tag des (kalendarischen) Frühlingsvollmondes, lateinisch Luna XIV genannt. Ostern fällt auf den Sonntag, der dieser Luna XIV unmittelbar folgt, fällt also in den Zeitraum 15. bis 21. Tag dieses Monats. Allerdings ist dieser Mondzirkel nicht besonders genau. Bereits im hohen Mittelalter trat der Vollmond rund drei Tage nach dem im Kalender vorgesehen Termin ein. Die gregorianische Reform korrigierte dies 1582. Rechnet man ihre Regeln zurück, so wäre in den Jahre 1100 bis 1399 die Monddaten um 2 Tage, von 1400 bis 1799 um drei Tage und von 1800 bis 2199 um vier Tage zu verschieben.

Das Ruzname hat die Daten der Osterrechnung grundsätzlich übernommen, musste sie aber um drei Tage verschieben, um sie dem wahren Stand des Mondes am Himmel anzupassen.

Die folgende Auflistung soll die Abhängigkeit der Darstellung des Ruznames von der Osterrechnung verdeutlichen:

Hierbei bedeuten:
	GZ	Goldene Zahl, das Zyklusjahr nach der alexandrinischen und abendländischen Osterrechnung
	CL	Cyclus Lunae, das Zyklusjahr nach dem byzantinischen Zyklus.
	Luna XIV	Der "Frühlingsvollmond", der 14. Tag des Ostermonats
	Luna I	Der 1. Tag des Ostermonats
	Ruzname	Der Monatsanfang nach dem Ruzname im März

Wie man sieht, liegt das Datum des Monatsersten im Ruzname drei Tage früher als in der Osterrechnung. Grundsätzlich muss es leicht sein, aus dem Ruzname das Osterdatum zu berechnen.

Die Osterformel im Ruzname

Nun findet sich im Ruznmae in den Randbemerkungen zu Abschnitt III eine sehr verklausulierte Anleitung zu Berechnung des Ostersonntags: "Mart içinde yeni olan arabi ayının on beşinden sonra gelen çarşanbe akıbında gelen yekşanbe Baiza-i sürh dür." Auf Deutsch: Der Sonntag. der dem Mittwoch folgt, der nach dem 15. Tag des im März beginnenden arabischen Monats liegt, ist "Baiza-i sürh". Freier übersetzt: Baiza-i sürh fällt auf den Sonntag, der folgt auf den Mittwoch, der nach dem 15. Tag des im März beginnenden arabischen Monats liegt. Diese Formulierung ist irreführend und falsch.

Die folgende Tabelle soll dies verdeutlichen:

Diese Anleitung legt den Ostersonntag in den Zeitraum 20. bis 26. Tag des Mondmonats, nicht 18. bis 24. Tag, wie es richtig wäre. Die Vermutung man könne die türkische Anleitung übersetzen mit: "Der Mittwoch, der auf oder nach dem 15. Tag des im März beginnenden Monats zu liegen kommt." verbessert nicht viel. Ausserdem heist es eindeutig: "on beşinden sonra gelen çarşanbe ", "der Mittwoch, der nach dem 15. kommt".

Die folgende Tabelle vergleicht nun die Anleitung des Ruznames mit der christlichen Osterrechnung.

Wie man sieht ist der Zeitraum für den Ostersonntag in 17 von 19 Zyklusjahren um zwei Tage verschoben. Im 5. und das 16. Zyklusjahr liegt er sogar um einen ganzen Mopnat zu früh.

Korrektur der Osterberechnung des Ruzname

Nach der christlichen Osterrechnung fällt Ostern auf den Sonntag, der dem 14. Tag des Ostermonats folgt. Das Ruzname verschiebt die Monddaten um drei Tage. Man muss daher nur den Zeitraum für Ostern ebenfalle um drei Tage verlegen.

Christlich Osterrechnung:

Ruzname:

Das 5. und das 16. Zyklusjahr

Nun muss noch auf das 5. und das 16. Zyklusjahr eingegangen werden. In diesen beiden Fällen legt die Formel des Ruzname Ostern um einen Monat zu früh. Daher ist der folgende Monat zu nehmen:

Im 5. Zyklusjahr ist anstelle des 3. März der Beginn des folgenden Monats 1. April zu nehmen

Im 16. Zyklusjahr ist der Monatsbeginn 31. März zu nehmen

Wie man sieht ist in diesen beiden Fällen der Zeitraum für Ostern um einen Tag verschoben. Dies liegt daran, dass sich durch die gezeigten Verlegungen der Monatsanfänge auch den Abfolge der hohlen Monate zu 29 Tagen und der vollen Monate zu 30 Tagen verschoben hat. In diesen beiden Zyklusjahren folgt Baiza-i sürh auf den 16. Tag des Mondmonats.

Die korrigierte Osterformel

Die Anleitung im Ruzname müsste so formuliert werden:

• Baiza-i sürh ist der Sonntag, der dem 17. Tag des im März beginnenden Monats folgt.
  

Ausnahmen:

• Im 5. Zyklusjahr ist der Monatsbeginn 1. April zu nehmen.
• Im 16. Zyklusjahr ist der Monatsbeginn 31. März zu nehmen.
• In beiden Fällen ist Baiza-i sürh der Sonntag, der dem 16. Tag des jeweiligen Monats folgt.

Mit dieser Formulierung kann man das orthodoxe Osterfest mit Hilfe des Ruzname für alle Zeiten korrekt bestimmen. Es ist dies ein immerwährender Kreislauf von 532 Jahren.

© 2012 Nikolaus A. Bär    zur E-mail Adresse