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N A. B Eusebius: Über dasOsterfest
 
Quelle:
Übersetzung in:
August Strobel, Texte zur Geschichte des frühchristlichen Osterkalenders, 1984
[Liturgiewissenschaftliche Quellen und Forschungen, Band 64], S 24 - 25



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Eusebius: Über das Osterfest

Der grosse Kirchenhistoriker Eusebius verfasste auch eine Schrift über das Osterfest, abgedruck in MPG, Bd. XXIV, Sp. 693 ff. Darin beschreibt er auch die Verhandlungen über die Osterfrage auf dem Konzil von Nikäa. Srobel zitiert ihn ausführlich in seiner oben genannten Arbeit:

8.: Als aber der gottgeliebteste Kaiser in der Mitte der heiligen Synode Platz genommen hatte, wurde heftig geredet, sobald man auf die Streitfrage des Passa zu sprechen kam. Es gewann aber der dreiviertelste Teil der Schar der Bischöfe des ganzen Erdkreises, der anders dachte, die Oberhand über die Vertreter des Ostens. Die Völker des Nordens stemmten sich nämlich zusammen mit denen des Südens und des Sonnenuntergangs, nachdem sie sich in Einmütigkeit verschanzt hatten, gegen jene Morgenländer, die die alte Gewohnheit verteidigten. Am Ende gaben jedoch die Morgenländer nach, und auf diese Weise kam es zu jenem Fest Christi. So ließen sie ab von den Mördern des Herrn, um den Gleichgesinnten (im Glauben) verbunden zu werden. Die Natur nämlich zieht Gleiches zu Gleichem. Nun mag aber jemand sagen, es steht doch geschrieben: "Am ersten Tag der Ungesäuerten kamen die Jünger und sagten zum Erlöser 'Wo willst du, daß wir dir bereiten, das Passa zu essen?', (vgl. Mt 26, 17ff.). Er aber schickte sie zu einem gewissen Mann, indem er gebot und sagen ließ: 'Bei dir will ich das Passa feiern' (vgl. Mt 26, 18f.)". Wir entgegnen einem solchen, daß dies kein (grundsätzliches) Gebot gewesen ist, sondern daß damit eine geschichtliche Darstellung der Begebenheit aus der Zeit vorliegt, in der der Erlöser litt. Etwas anderes nämlich ist es, einen vergangenen Tatbestand zu erzählen, und etwas anderes ist es, eine Ordnung zu stiften und späteren ein Gebot zu hinterlassen.

9.: Aber der Erlöser feierte keineswegs zu jenem Zeitpunkt der eigenen Passion mit den Juden das Passa. Als jene nämlich das Lamm zu schlachten pflegten, beging er selbst mit seinen Jüngern nicht das eigene Passa. Diese nämlich taten es zur Zeit der Paraskeue, als der Heiland litt. Weshalb sie auch nicht in das Prätorium gingen, sondern Pilatus zu ihnen heraustrat. Er selbst lag einen ganzen Tag vorher am 5. Tag der Woche (=Donnerstag) mit den Jüngern zu Tisch. Als er mit ihnen ass, sagte er: "Ich habe heftig begehrt, dieses Passa mit euch zu essen." Siehst du daraus, dass der Erlöser nicht mit den Juden das Passa ass? Weil jenes neuer Art war und dem Üblichen und den jüdischen Gewohnheiten widersprach, fügte er eindringlich hinzu: "Ich habe heftig begehrt, dieses Passa mit euch zu essen, bevor ich leide." Es waren nämlich alte und veraltete Bräuche, nach welchen er mit den Juden ass. Nach jenen stand nicht sein Begehr, sondern vielmehr nach dem neuen Mysterium seines Neuen Bundes, das er seinen Jüngern vermachte. Dieses war ihm begreiflicherweise begehrenswert, nachdem ja viele Propheten und Gerechte vor ihm die Geheimnisse des Neuen Bundes zu sehen begehrten. Und er selbst, der Logos, der allezeit nach dem allgemeinen Heil dürstete, hinterliess das Mysterium, womit alle Menschen das Fest begehen sollten. Von ihm bekannte er, dass es ihm begehrenswert sei. Das Passa des Mose war (bei seiner Stiftung) nicht allen damaligen Heidenvölkern angepasst. Inwiefern? Es ist damals für einen Ort, nämlich Jerusalem, gestiftet worden, weshalb es auch nicht begehrenswert war. Das heilsame Mysterium des Neuen Bundes aber, das allen Menschen angepasst ist, war ihm nur zu natürlich begehrenswert.

10.: Er selbst aber ass mit seinen Jüngern das Passa. Er beging das Fest, bevor er litt, und nicht zusammen mit den Juden. Nachdem er am Abend gefeiert hatte, legten die Hohenpriester zusammen mit dem Verräter die Hände an ihn. Sie assen nämlich an jenem Abend selbst das Passa nicht, so daß sie fürwahr für ihn Zeit besassen. Sobald sie ihn gefasst hatten, führten sie ihn weg in das Haus des Kaiphas, wo man die Nacht zubrachte. Als es Tag wurde, versammelte man sich und verhörte ihn vorher. Danach stand man auf zugleich mit der Menge und führte ihn zu Pilatus. Dann aber, so lautet die Schrift, ging man nicht in das Prätorium, damit man sich nicht unter ein griechisches Dach begäbe und sich so, wie man glaubte, befleckte. Die (in Wahrheit) aufs gröbste Unreinen wollten dagegen rein bleiben, um das Passa für den bevorstehenden Abend essen zu können. Sie, die die Mücke seihen, haben dagegen das Kamel verschluckt. Sie, deren Seelen mit den Leibern durch den Mord am Erlöser unrein geworden sind, fürchteten sich, unter das Dach zu gehen. Aber die, die an jenem Tag des Leidens das schimpfliche Passa ihrer eigenen Seele assen, forderten das heilsame Blut nicht zu ihrem Besten, sondern zu ihrem Gericht. Unser Erlöser aber beging das Fest, nach dem er Begehr trug, nicht damals (an diesem Tag), sondern er saß mit den Jüngern einen Tag vorher zu Tisch.

12.: Ich sage, dass sich die Juden von Anfang an bezüglich der Wahrheit täuschten, weshalb sie auch der Wahrheit selbst nachgestellt haben, indem sie das Wort des Lebens von sich trieben. Die Schrift der heiligen Evangelien stellt dies offen heraus. Sie bezeugt zwar vom Herrn, daß er das Passa am ersten Tag der Ungesäuerten gegessen habe. Sie haben aber nicht an jenem Tag, an dem das Passa geschlachtet werden mußte, wie Lukas ausführt, das ihnen gewohnte Passa gegessen. Das geschah vielmehr am folgenden Tag, welches der zweite Tag der Ungesäuerten war, der 15. aber des Mondes, an welchem unser Erlöser von Pilatus verurteilt wurde und sie nicht ins Prätorium gingen. Sie haben also nicht am ersten Tag der Ungesäuerten, für den die Pflicht der Schlachtung bestand, es nach dem Gesetz gegessen, sonst hätten sie nämlich mit dem Erlöser das Passa gehalten, sondern — damals schon mit dem hinterlistigen Ratschlag gegen unseren Erlöser befaßt, verblendet von ihrer Bosheit — gerieten sie bezüglich jeder Wahrheit in Irrtum. Wir aber begehen dieselben Mysterien das ganze Jahr hindurch, an einem jeden Vorsabbat (=Freitag) gedenken wir des heiligen Leidens durch Fasten, das damals zuerst die Apostel hielten, nachdem von ihnen der Bräutigam genommen worden war (s. Mk 2, 19). An einem jeden Herrentag werden wir lebendig gemacht durch den geheiligten Leib seines heilsamen Passa, und die Seelen werden versiegelt durch sein kostbares Blut.

 

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